Wir haben bereits ausführlich darüber berichtet (siehe Artikel von Anfangs Mai): Wir leben in einer Zeit, in der sich die emotionale Bindung der Mitarbeitenden zu ihrem Arbeitgeber auf einem Allzeit-Tief befindet. Wie gelingt es trotzdem, das bestehende Personal im Unternehmen zu halten und damit dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken? Ein sehr entscheidender Faktor ist das Verhalten der Führungskräfte. Sie beeinflussen damit massgeblich die Zufriedenheit und Loyalität der Mitarbeitenden.
Unsere drei Interviewpartner haben zwei Sachen gemeinsam: Sie sind Führungspersonen in der Industrie und haben in den letzten Jahren eine Weiterbildung bei der Swissmem Academy mit Schwerpunkt Mitarbeiterführung besucht.
Was machst du als Führungskraft, um Mitarbeitende langfristig zu binden? – oder anders gefragt: Welches Verhalten von dir als Führungsperson begünstigt eine langfristige und zufriedene Zusammenarbeit?
MO: Als Führungsperson sollte man in vielen Bereichen ein Vorbild sein. Man muss sich bewusst sein, dass eine erfolgreiche und nachhaltige Zusammenarbeit im Team massgeblich von der Führungsperson abhängt. Um die Arbeit im Team zu fördern, ist es deshalb wichtig, in verschiedenen Bereichen als Vorbild zu agieren:
- Empathie und goldene Regel: Behandle deine Mitarbeitenden so, wie auch du gerne behandelt wirst.
- Coaching: Führe das Team als Captain und nicht als Chef.
- Unterstützung: Sei da, wenn Hilfe benötigt wird und bei Not am Mann bin ich mir nicht zu schade, auch draussen anzupacken.
- Wertschätzung und Anerkennung: Gib jedem Mitarbeitenden das Gefühl, er sei wichtig und du brauchst ihn.
- Teamspirit fördern: Sorge immer für einen guten Teamzusammenhalt, als Team ist man viel stärker.
RG: Ich führe transformativ, d.h. ich gebe den Mitarbeitenden die nötige Freiheit, ihren Job selbständig nach ihren Vorstellungen auszuführen und wo möglich ihre eigene DNA reinzubringen. Dadurch haben die Mitarbeitenden die Möglichkeit, sich zu entwickeln und mehr Eigenverantwortung im Job zu erlangen. Wie sehr davon Gebrauch gemacht wird, liegt in der Hand jedes einzelnen Mitarbeitenden. Wenn jemand lieber nach vorgegebenen Strukturen arbeitet, trage ich diesem Umstand Rechnung und führe diese Person etwas enger.
Was machst du als Führungskraft, um einen guten Teamgeist zu fördern?
RG: Ich schaffe für das Team Rahmenbedingungen, welche zum Wohlbefinden beitragen. Der Mensch hinter dem Mitarbeiter ist mir wichtig und ich versuche auch durch ungezwungene Anlässe den Teamgeist ausserhalb des Tagesgeschäfts zu stärken. Zudem sehe ich mich als Teil des Teams und agiere auf Augenhöhe. Dadurch spüre ich gut raus, was das Team benötigt.
PB: Mir ist der regelmässige Austausch in Form von Teammeetings wichtig. Meine Mitarbeitenden sollen stets informiert und auf dem neusten Stand sein. Auch sollen sie merken, dass sie gehört werden und sich einbringen können, beispielsweise indem ihre Verbesserungsvorschläge in KVP’s umgewandelt werden. Zudem möchte ich meinen Mitarbeitenden im Rahmen des Möglichen die Freiheit in Sachen Arbeitsmethodik lassen – «viele Wege führen nach Rom».
Gibt es Massnahmen auf Stufe der Abteilung oder des gesamten Unternehmens, welche dich in deiner Rolle als Führungskraft unterstützen?
MO: Ja, als Führungskraft kann ich von verschiedenen Massnahmen auf Stufe der Abteilung oder des gesamten Unternehmens profitieren:
- Weiterbildung: Das Unternehmen fördert die Mitarbeitenden mit diversen Schulungen und Trainings. Das hilft mir als Führungskraft wie auch den Mitarbeitenden, die eigenen Fertigkeiten und Fähigkeiten stets verbessern können.
- Förderung einer positiven Unternehmenskultur: Das Unternehmen sorgt sich um eine positive Unternehmenskultur, die dazu beiträgt, dass sich die Mitarbeitende wohlfühlen und gerne zur Arbeit kommen.
- Flexibilität bei der Arbeitszeit: Die Ermöglichung von Gleitzeit sorgt dafür, dass die Mitarbeitenden ihre Arbeit besser mit ihrem Privatleben in Einklang bringen können, was zu mehr Arbeitszufriedenheit und Produktivität führt.
PB: Für eine fliessende Kommunikation ist das Shopfloor Management sehr hilfreich, um Informationen und Inputs einzugeben oder herauszuziehen. Zudem werden in der Firma regelmässig interne Führungsschulungen durchgeführt. Auch die unkomplizierte Zusammenarbeit mit dem HR und weiteren Fachstellen in dem Unternehmen unterstützt mich in der Rolle als Führungskraft.
Welche Inputs aus dem Lehrgang Produktionsleiter Industrie HFP konntest du konkret in deinem Arbeitsalltag umsetzen und damit deine Rolle als Führungskraft stärken?
PB: Mir wurde bewusst, wie wichtig es ist, meinen Mitarbeitenden das «Warum» zu vermitteln, damit sie verstehen, weshalb etwas gemacht werden muss. Auch versuche ich stets prozessorientiert und auch ganzheitlich zu denken und dies meinen Mitarbeitenden vorzuleben.
RG: Der Lehrgang vermittelt ein unternehmerisches Grundverständnis. Das hilft mir, betriebswirtschaftliche Zusammenhänge im Betriebsalltag besser zu verstehen. Ich konnte zudem mein Bild einer guten Führungsperson schärfen und mein Führungsverhalten spiegeln. Dadurch lernte ich mein Team noch bewusster zu stärken und nicht zu bevormunden.
Marcel, du hast den Lehrgang Teamleiter Produktion absolviert, was hast du in den Alltag mitgenommen?
MO: Ich konnte sehr viele Inputs mitnehmen. Ein sehr wichtiger Punkt war sicher, sorge dafür, dass die Mitarbeitenden motiviert sowie auch gefordert und gefördert werden. Gib ihnen die Möglichkeit, an Projekten mitzuarbeiten oder, wenn möglich, sogar kleinere Projekte komplett zu übernehmen. So fühlt man sich gebraucht und wichtig für die Firma.
Vielen Dank für eure Antworten und weiterhin viel Freude in eurer Führungsfunktion!
Möchten auch Sie Ihr Führungsverhalten weiterentwickeln oder haben Sie Mitarbeitende in Ihrem Unternehmen, welche für eine Führungsposition vorgesehen sind und sich optimal darauf vorbereiten möchten? Dann freuen wir uns auf Ihre Kontaktaufnahme, gerne beraten wir Sie auch persönlich!