Stellungnahme zu den SRF-Beiträgen über PFAS vom 14. Januar 2025
SRF hat am 14. Januar 2025 im Rahmen einer europaweiten Medienkollaboration einen Schwerpunkt zum Thema PFAS mit mehreren Beiträgen publiziert. Ein wichtiges und sehr komplexes Thema.
Swissmem hat die Fragen von SRF schriftlich beantwortet. SRF hat die Chance für eine differenzierte Berichterstattung nicht genutzt und stattdessen ideologisch und tendenziös wichtige Fakten und Argumente von Swissmem verschwiegen. Schade! Lesen Sie unsere Antworten auf die Medienanfrage im verlinkten PDF.
Folgend drei Beispiele:
❌ Die Europäische Chemikalienagentur (#ECHA) hat eine Vernehmlassung für ein geplantes PFAS-Verbot auf europäischer Ebene durchgeführt. SRF behauptet, dass Firmen und Verbände (unter anderem Swissmem) falsche und fragwürdige Argumente angeführt haben. SRF erläutert nicht, was an den Argumenten falsch und fragwürdig war. Besonders häufig wurde jedoch das Argument der fehlenden Alternativen genannt.
✔️ Tatsächlich berichten verschiedene Swissmem Mitglieder, dass Stoffe und Materialien, die auch in den Unterlagen der ECHA von 2023 als Alternativen präsentiert werden, den technischen Anforderungen in der Praxis bei Weitem nicht entsprechen. In gewissen Fällen stellen sie ein Gesundheits- und Arbeitssicherheitsrisiko dar. Solche Stoffe sind keine ernstzunehmenden Alternativen. Beispielweise liegen in der Gebäudetechnologie bei Ventilen und Dichtungen, die zur Energieeffizienz beitragen, keine Alternativen vor, die die gleiche Energieeffizienz gewährleisten würden. Leider verschweigt SRF diese Tatsache.
❌ SRF behauptet, dass es durchaus Alternativen gäbe. SRF hat dafür rund ein Viertel der Antworten aus der Vernehmlassung mit den Daten des europäischen Forschungsprojekts #ZeroPM verglichen. Dabei hätte SRF in zwei Drittel der Fälle mögliche Alternativen gefunden. So bspw. für den Energie- und Elektroniksektor (u. a. Lithium-Ionen-Batterien).
✔️ Schon mit einem Blick in die vermeintliche «Alternativen-Tabelle» erkennt man, dass nicht nur in der Praxis ungeeignete, sondern sogar verbotene oder eingeschränkte Stoffe als Alternative vorgeschlagen werden. ZeroPM räumt selber ein, dass weder die Praxistauglichkeit noch die Gefährlichkeit der vorgeschlagenen Alternativen untersucht wurden. Auch hier wurde die entsprechende Quelle genannt und nicht erwähnt. Während für gewisse Anwendungen tatsächlich Alternativen bestehen, die auch in der Praxis funktionieren, ist dies für andere Anwendungen eben nicht der Fall. Vor allem, wenn gleichzeitig verschiedene Eigenschaften von PFAS (wie Temperaturbeständigkeit, Reibungsarmut oder chemische Stabilität) notwendig sind, ist die Suche nach einer Alternative hochkomplex.
❌ SRF behauptet, dass die OECD Fluorpolymere nie als ungefährlich kategorisiert und gar nie ein Kriterium «polymer of low concern» definiert habe.
✔️ Das stimmt so nicht. Die OECD hat das Kriterium der «polymers of low concern» sehr wohl diskutiert, jedoch nie definitiv festgelegt. Diverse wissenschaftliche Studien, unter anderem ein Bericht der OECD (die Studie wurde an SRF übermittelt), hielten fest, dass Fluorpolymere Polymere «of low concern» seien. Leider hat die OECD den Diskurs zu diesem Thema auf der Website entfernt. Aber auch andere wissenschaftliche Akteure kommen zum Schluss, dass Fluorpolymere selber kein Risiko darstellen.
«Es bringt nichts beim Thema PFAS in Hysterie zu verfallen und sämtliche Stoffe zu verbieten.»
Das sagt unsere Expertin Dr. Christine Roth: «Umweltbelastungen durch PFAS (Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) sind besorgniserregend. Doch eine Gruppe von über 10’000 Stoffen einheitlich zu regulieren ist sinnlos. Es gibt Stoffe, die überhaupt nicht gefährlich sind oder gar nicht in die Umwelt gelangen».
Warum braucht es gewisse PFAS? PFAS haben einmalige Eigenschaften. Vor allem die Untergruppe der Fluoropolymere ist für die Technik wichtig, denn sie werden bspw. bei hoher Spannung eingesetzt oder ermöglichen die sichere Arbeit mit aggressiven Chemikalien. Sie tragen zu nachhaltigen Technologien bei, bspw. in der Gebäudetechnik oder in der Halbleiterindustrie. Die Tech-Industrie ist auf einzelne PFAS angewiesen, weil bisher kein Ersatz vorliegt. Bei einem Verbot braucht es besonders für Fluorpolymere eine Ausnahme, weil sie ein sehr kleines Risiko darstellen.
Es bringt nichts beim Thema PFAS in Hysterie zu verfallen und sämtliche Stoffe zu verbieten. Swissmem ist gegen ein generelles Verbot und fordert mehr Differenzierung im Umgang mit PFAS.