Die Auftragseingänge in der Schweizer Tech-Industrie reduzierten sich im ersten Halbjahr 2023 gegenüber dem Vorjahressemester insgesamt um -9,6 Prozent. Die Umsätze verharrten auf Vorjahresniveau (+0,7%). Der Abwärtstrend akzentuierte sich im zweiten Quartal deutlich. Im Vergleich zur Vorjahresperiode sanken die Auftragseingänge um -14,3 Prozent und die Umsätze um -3,4 Prozent, wobei Grossunternehmen stärker von Umsatzeinbussen betroffen waren als KMU. Die Kapazitätsauslastung in den Betrieben erreichte im zweiten Quartal 88,2 Prozent. Sie lag damit nur leicht tiefer als im ersten Quartal (89,5%) und weiterhin über dem langjährigen Mittel (86,2%). Die Gründe dafür liegen in den nach wie vor hohen Auftragsbeständen in den Unternehmen. Dieser Umstand widerspiegelt sich auch in der Anzahl Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Mit 329’900 Personen arbeiteten im zweiten Quartal 2023 9’000 Menschen mehr in der Tech-Industrie als im Vorjahr.
Sinkende Güterexporte in alle wichtigen Märkte
Die Güterausfuhren der Schweizer Tech-Industrie erreichten im ersten Halbjahr 2023 einen Wert von 36,1 Milliarden Franken. Das sind 1,1 Prozent weniger als in der Vorjahresperiode. Ausschlaggebend war der Exportrückgang bei den Metallen (-9,0%). Aber auch die Ausfuhren bei den Präzisionsinstrumenten verminderten sich leicht (-0,4%). Hingegen konnten die Exporte in der Elektrotechnik/Elektronik (+1,9%) und im Maschinenbau (+1,0%) nominal leicht zulegen. Alle Hauptmärkte verzeichneten Exportrückgänge. Konkret reduzierten sie sich nach Asien um -2,5 Prozent, in die USA um -0,3 Prozent und in die EU um -1,2 Prozent, wobei der Rückgang nach Deutschland (-2,7%) besonders in Gewicht fällt.
DĂĽstere Aussichten
Die Stimmung in den Swissmem Mitgliedfirmen hat sich im zweiten Quartal 2023 weiter eingetrübt. Für die kommenden zwölf Monate gehen 37 Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmer von sinkenden Aufträgen aus dem Ausland aus. Das ist ein Drittel mehr als im ersten Quartal 2023. Der Anteil jener, die höhere Aufträge erwarten, hat sich gleichzeitig um einen Drittel verringert. Der Stand des Einkaufsmanagerindex (PMI) in der Industrie unterstreicht die sich verdüsternden Aussichten. In fast allen wichtigen Märken – insbesondere in der Eurozone und ganz ausgeprägt in Deutschland, China und den USA – wies der PMI im Juli 2023 einen Indexstand aus, der auf einen kräftigen Abschwung hindeutet.
Die Unterschiede zwischen den Subbrachen sind allerdings beträchtlich. In den Zulieferfirmen für die Luftfahrt sowie in den Unternehmen der Umwelt- und Energietechnik ist der Geschäftsgang nach wie vor gut. Stark unter Druck sind die Betriebe in den Bereichen Metallverarbeitung, Automotive und Textilmaschinen. Viele Unternehmen zehren noch von einem guten Auftragsbestand. Kurzfristig erwartet Swissmem deshalb keinen signifikanten Stellenabbau, zumal noch immer ein spürbarer Fachkräftemangel herrscht. Dennoch ist Stefan Brupbacher, Direktor Swissmem, sehr besorgt: «Die nächsten Monate dürften für die Unternehmen der Schweizer Tech-Industrie schwierig werden. Im besten Fall hilft der hohe Auftragsbestand den Abschwung einigermassen zu überbrücken, bis die Aufträge wieder anziehen. Allerdings ist ein tiefgreifender Einschnitt angesichts der schlechten Konjunkturlage in vielen wichtigen Märkten nicht auszuschliessen. Zudem dämpft der Zinsanstieg weltweit die Investitionsbereitschaft.»
Lichtblick Indien
Als positiver Ausreisser in der Exportstatistik fällt Indien auf. Die Güterausfuhren in diesen aufstrebenden Markt stiegen im ersten Halbjahr um +11,1 Prozent und erreichten einen Wert von einer halbe Milliarde Franken. Swissmem Präsident Martin Hirzel sagt: «Viele Unternehmen wollen sich von China unabhängiger machen und beginnen Indien als alternativen Produktionsstandort aufzubauen. Das stützt unsere Maschinenexporte.» Die positive Entwicklung des indischen Marktes wird jedoch nicht ausreichen, um den kommenden Abschwung zu kompensieren. Dafür braucht es generell bessere Rahmenbedingungen wie zum Beispiel neue Freihandelsabkommen mit Indien, Thailand, Malaysia und dem Mercosur sowie ein verbesserter Vertrag mit China.
Der wichtigste Ansatz bei den Rahmenbedingungen liegt jedoch im Verhältnis zu Europa. Die EU wird auch in den kommenden Jahrzehnten der grösste Handelspartner bleiben. «Angesichts der zunehmenden Spannungen zwischen den grossen, globalen Machtblöcken könnte die EU für die Schweiz noch an Bedeutung gewinnen», betont Martin Hirzel. «Die Beziehungen zur EU müssen deshalb auf eine neue, stabile Grundlage gestellt werden. Ich erwarte vom Bundesrat, dass das Verhandlungsmandat bis Ende Jahr erteilt und die Verhandlungen bis Mitte 2024 abgeschlossen werden.»
Weitere AuskĂĽnfte erteilen:
Ivo Zimmermann, Leiter Kommunikation
Tel. +41 44 384 48 50 / Mobile +41 79 580 04 84
E-Mail i.zimmermannnoSpam@swissmem.ch
Philippe Cordonier, Responsable Suisse romande
Tel. +41 21 613 35 85 / Mobile +41 79 644 46 77
E-Mail p.cordoniernoSpam@swissmem.ch