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Tech-Industrie: Weiterhin keine Erholung und grosse Risiken

Die Schweizer Tech-Industrie (Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie sowie verwandte Technologiebranchen) hat ein enttäuschendes Geschäftsjahr 2024 hinter sich. Im Vergleich zu 2023 reduzierten sich die Umsätze um -4,6 Prozent und die Exporte um -3,1 Prozent. Die Auftragseingänge stagnierten auf Vorjahresniveau. Hauptgrund ist das weltweit schlechte Investitionsklima. Die künftige Entwicklung der Branche hängt davon ab, wie stark die Schweiz von den sich akzentuierenden Handelskonflikten betroffen sein wird. Flächendeckende Zölle der USA gegenüber der Schweiz und der EU hätten dramatische Folgen. Der Bund muss nun die Freihandelsoffensive beschleunigen und die Abkommen mit Indien und Thailand rasch ratifizieren, neue Verträge mit dem Mercosur und den USA konsequent anstreben sowie die Verträge mit China und Mexiko aktualisieren. Ein Abschuss der Bilateralen III würde ausserdem langfristig stabile Rahmenbedingungen für den Handel mit der EU, dem mit Abstand wichtigsten Partner, garantieren.

Die Umsätze in der Schweizer Tech-Industrie sanken 2024 im Vergleich zum Vorjahr um -4,6%. Im vierten Quartal 2024 betrugen die Rückgänge gegenüber der Vorjahresperiode sogar -5,7%. Die Auftragseingänge stagnierten 2024 auf dem Niveau des Jahres 2023 (+0,1%). Immerhin nahmen sie im vierten Quartal 2024 gegenüber dem Vorjahresquartal leicht zu (+1,3). Die Kapazitätsauslastung erreichte im vierten Quartal 2024 81,3% und lag deutlich unter dem langjährigen Mittel von 86,2%. Die starke Zunahme der Kurzarbeit widerspiegelt sinkende Auslastung die in den Betrieben der Tech-Industrie. Die Anzahl Mitarbeitende betrug vierten Quartal 2024 329'000. Das sind 0,5% weniger als im Vorquartal.  

Weiterhin sinkende Güterexporte

Die Güterexporte der Tech-Industrie gingen 2024 im Vergleich zum Vorjahr um -3,1% zurück und erreichten einen Wert von 68,3 Milliarden Franken. Bei den wichtigsten Warengruppen reduzierten sich die Exporte bei den Metallen um -6,2%, im Maschinenbau um -4,9% und bei den Präzisionsinstrumenten um -2,1%. Einzig in der Elektrotechnik / Elektronik erfolgte ein leichtes Exportwachstum (+1,3%). Bei den grössten Absatzmärkten stiegen nur die Ausfuhren nach Indien (+9,4%) und in die USA (+3,9%). Diese Zunahmen vermochten jedoch die Exportrückgänge in die EU (-5,6%) nicht zu kompensieren. Die Ausfuhren nach Asien stagnierten (-0,2%).  

Grosses Schadenspotenzial bei flächendeckenden US-Zöllen

Derzeit gibt es kaum Anzeichen für eine Erholung in der Schweizer Tech-Industrie. Aufgrund der diversen Handelskonflikte ist die Verunsicherung gross und das Investitionsklima weltweit schlecht. Die künftige Entwicklung in der Tech-Industrie hängt wesentlich davon ab, wie stark die Schweiz von den sich akzentuierenden Handelskonflikten betroffen sein wird. Stefan Brupbacher, Direktor Swissmem, ist besorgt: «Das Worst-Case-Szenario wären flächendeckende US-Zölle, auf welche die EU reziprok reagieren und dabei die Schweiz als Drittland behandeln würde. Damit wären bis zu 70 Prozent der Exporte der Schweizer Tech-Industrie betroffen. Das hätte dramatische Folgen.» Wachstumsimpulse erwarten die Betriebe aus Indien, China und vor allem aus den USA. Falls die USA jedoch ihre Zölle massiv erhöhen, würden diese Impulse im Keim erstickt.

Politisch kluges und pragmatisches Vorgehen erforderlich

Aussenpolitisch braucht es nun die volle Präsenz der Schweizer Diplomatie. Sie muss die US-Regierung davon überzeugen, dass die Schweiz ein fairer Partner ist. Die Aufhebung der Industriezölle durch die Schweiz ist dabei ein wertvoller Trumpf. Gegenüber der EU muss sie alles tun, damit die Schweiz bei Gegenmassnahmen nicht als Drittstaat behandeln wird. Und der Bund muss die Freihandelsoffensive beschleunigen. «Wir sind in einem Wettlauf», betont Stefan Brupbacher. «Beim Mercosur hat uns die EU überholt. Mit dem Abschluss des Freihandels-abkommens mit Indien hat die Schweiz hingegen einen strategischen Vorteil. Es gilt nun, diesen Vorteil zu nutzen und das Abkommen rasch zu ratifizieren. Die Industrie erwartet, dass SP, Grüne und NGOs auf ein Referendum verzichten. Ein Scheitern des Abkommens nützt niemandem».

In schwierigen Lagen sind langfristig stabile Rahmenbedingungen umso wichtiger. Mit den Bilateralen III können diese mit dem wichtigsten Handelspartner gesichert werden. Gelingt der Abschluss dieses Vertragswerks, sollte die Schweiz zudem vor Gegenmassnahmen der EU geschützt sein. «In einer Welt, in der unberechenbares, machpolitisch motiviertes Verhalten der Grossmächte den neuen «Courant normal» darstellt, wird der diskriminierungsfreie Zugang zum EU-Binnenmarkt ökonomisch zum sicheren Anker», sagt Martin Hirzel, Präsident Swissmem.

Innenpolitisch sollte die Schweiz keine wirtschaftspolitischen Dummheiten begehen. Dazu gehören die JUSO-Initiative «Für eine Zukunft» und die Konzernverantwortungs-Initiative 2.0. Martin Hirzel warnt eindringlich: «Die Enteignungs-Initiative der JUSO betrifft einen Drittel der Swissmem Mitgliedfirmen. Wegen der rechtlich fragwürdigen Rückwirkungsklausel treffen viele Eigentümerinnen und Eigentümer Abklärungen bezüglich eines Wegzugs. Das trifft unsere Branche im Kern». Swissmem engagiert sich, dass das Parlament die Rückwirkungsklausel ungültig erklärt. Nur das würden die vorzeitige Abwanderung stoppen. Auch die Konzern-verantwortungs-Initiative steht quer in der Landschaft. Die internationale Entwicklung bezüglich den Nachhaltigkeitsregulierungen geht in die entgegengesetzte Richtung. Selbst die EU hat erkannt, dass sie sich im Mikromanagement verrannt hat.  

Auch sicherheitspolitisch besteht dringender Handlungsbedarf. Der US-Schutzschirm über Europa fällt zunehmend weg. Europa muss sich selbst verteidigen können. Der Ukrainekrieg zeigt, dass dies ohne eigene Rüstungsindustrie nicht möglich ist. Die Schweiz hat sich zur bewaffneten Neutralität verpflichtet. Um diese Verpflichtung zu erfüllen und die eigene Sicherheit zu stärken, braucht es eine leistungsfähige Rüstungsindustrie. Diese wurde in den letzten Jahren aufgrund der sehr restriktiven Exportbestimmungen regelrecht aus dem Land getrieben. Swissmem erwartet vom neuen VBS-Vorsteher, dass er sich mit hoher Priorität für bessere Rahmenbedingungen für die Schweizer Sicherheits- und Wehrtechnikindustrie einsetzt. Das betrifft insbesondere die Exportauflagen im Kriegsmaterialgesetz. Ohne Exporte kann die Schweizer Rüstungsindustrie wirtschaftlich nicht überleben. Und ohne eigene Rüstungsindustrie ist die Sicherheit der Schweiz nicht mehr gewährleistet.      Die Welt erlebt turbulente Zeiten. In jeder Lage eröffnen sich aber auch Chancen. Diese muss die Schweiz mit kluger, pragmatischer Innen- und Aussen- und Sicherheitspolitik nutzen. So ist es möglich, potenziellen Schaden in Grenzen zu halten – im Interesse der gesamten Bevölkerung.  

Kennzahlen Tech-Industrie Q4/2024
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Letzte Aktualisierung: 27.02.2025