Die Auftragseingänge in der Schweizer Tech-Industrie sanken im dritten Quartal 2023 im Vergleich zum Vorjahresquartal um -10,5 Prozent. Über die gesamten ersten neun Monate betrachtet, gingen die Bestellungen gegenüber der Vorjahresperiode um -9,9 Prozent zurück. Die negative Geschäftsentwicklung machte sich im dritten Quartal auch bei den Umsätzen bemerkbar. Sie reduzierten sich im Vergleich zum Vorjahr um -1,5 Prozent. Insgesamt stagnierten die Umsätze in den ersten neun Monaten 2023 auf Vorjahresniveau (-0,1%). Die Kapazitätsauslastung in den Betrieben lag im dritten Quartal 2023 mit 87,7 Prozent zwar noch leicht über dem langjährigen Mittel (86,2%). Sie hat sich aber seit dem ersten Quartal 2022 kontinuierlich reduziert.
Sinkende Exporte in alle Absatzregionen
Die Güterexporte der Schweizer Tech-Industrie sanken in den ersten neun Monaten 2023 im Vergleich zur Vorjahresperiode um -2,5 Prozent und erreichten einen Wert von 52,7 Milliarden Franken. Allein im dritten Quartal 2023 betrug der Rückgang bei den Güterausfuhren im Vergleich zum Vorjahresquartal -5,5 Prozent. Bei den wichtigsten Warengruppen reduzierten sich die Exporte bei den Metallen um -9,6 Prozent, bei den Präzisionsinstrumenten um -2,5 Prozent und im Maschinenbau um -0,5 Prozent. Einzig bei der Elektrotechnik/Elektronik erfolgte ein leichtes Exportwachstum von 1,5 Prozent. Alle wichtigen Absatzmärkte entwickelten sich in den ersten neun Monaten negativ. Die Exporte in die USA gingen um -4,6 Prozent zurück, nach Asien um -4,3 Prozent und in die EU um -1,8 Prozent. Der einzige Lichtblick ist Indien. Dieser zukunftsträchtige Absatzmarkt wächst seit 2021 kontinuierlich. Nach Indien erhöhten sich die Güterexporte in den ersten neun Monaten dieses Jahres um 9,8 Prozent.
TrĂĽbe Aussichten
Der Abschwung in der Schweizer Tech-Industrie dürfte sich in den kommenden Monaten fortsetzen. Darauf deuten die weltweit teils sehr tiefen Werte des Einkaufsmanagerindexes (PMI) hin. Auch die Unternehmerinnen und Unternehmer aus der Swissmem Mitgliedschaft sind deutlich pessimistischer als noch zu Beginn des Jahres. Gemäss der jüngsten Umfrage rechnen 37 Prozent in den kommenden zwölf Monaten mit weniger Aufträge aus dem Ausland. Anfang Jahr gaben nur 28 Prozent diese Einschätzung ab. Von gleichbleibenden Bestellungen gehen 43 Prozent der Befragten aus. Nur 20 Prozent gehen von steigenden Aufträgen aus.
Das makroökonomische Umfeld ist weiterhin anspruchsvoll. Deutschland befindet sich in einer Rezession und die wichtigen Märkte USA und China entwickeln sich nur schwach. Zudem dämpfen die weltweit hohen Zinsen die Nachfrage nach Investitionsgütern, was durch allfällige weitere Zinserhöhungen noch akzentuiert würde. Hinzu kommt der permanente Aufwertungsdruck auf den Schweizer Franken, welcher die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Tech-Branche beeinträchtigt. Ein erneuter Aufwertungsschock wäre fatal. Stefan Brupbacher, Direktor Swissmem, ist besorgt: «Der Bestellungseingang ist schwach und die Auftragspolster schmelzen weg. Die meisten Unternehmen der Tech-Industrie müssen sich auf eine schwierige Zeit einstellen. Unserer Branche erlebt einen typischen, zyklischen Abschwung, der wohl länger anhalten wird, als zunächst erhofft. In dieser Situation ist es wichtig, dass den Betrieben keine zusätzlichen Belastungen aufgebürdet werden. So ist zum Beispiel auf administrativ aufwändige und wenig effektive Massnahmen wie der im Rahmen der parlamentarischen Initiative «Schweizer Kreislaufwirtschaft stärken» demnächst diskutierte Reparatur-Index zu verzichten. Im Interesse der Arbeitsplätze braucht es auch Zurückhaltung bei den Lohnforderungen.»
Swissmem-Präsident Martin Hirzel betont: «In rezessiven Phasen sind gute Rahmenbedingungen noch wichtiger als sonst. Für die Tech-Industrie ist ein möglichst hindernisfreier Zugang zu den Absatzmärkten entscheidend. Ich hoffe, dass bei den Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen mit Indien bald ein Durchbruch gelingt. Darüber hinaus erwarte ich, dass die bei den Sondierungsgesprächen mit der EU erzielten Fortschritte in erfolgreiche Verhandlungen umgemünzt werden. Nur so kann der erfolgreiche, bilaterale Weg mit der EU fortgesetzt werden.»
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Philippe Cordonier, Responsable Suisse romande
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