Die Schweiz hat mit Indonesien ein umfassendes Wirtschaftspartnerschaftsabkommen abgeschlossen. Es vereinfacht den Handel zwischen den beiden Ländern. Am 7. März wird darüber abgestimmt. Weshalb braucht die Schweiz solche Freihandelsabkommen?
Markus H. Gericke: Die Schweiz hat eine sehr starke Exportwirtschaft. Wir verkaufen unsere Produkte rund um den Globus. Qualität und Innovation sorgen dafür, dass die Schweizer Produkte weltweit gefragt sind. Nur dank Freihandelsabkommen können wir Güter und Dienstleistungen hindernisfrei exportieren. Wir dürfen nicht vergessen: Viele tausend Gewerbebetriebe und KMU profitieren ebenfalls als Zulieferer vom Exporterfolg der Schweizer Wirtschaft. Der internationale Handel sorgt für Wohlstand und Arbeitsplätze in der Schweiz wie auch im Destinationsland. Mit dem Abkommen verbessern sich die Rahmenbedingungen für Exporte aus der Schweiz nach Indonesien massiv.
Es profitieren also nicht nur grosse Schweizer Unternehmen von Freihandelsabkommen?
Nein, überhaupt nicht. Das Gegenteil ist der Fall. Rund 90 Prozent aller Firmen, welche Abkommen wie jenes mit Indonesien nutzen, sind typische KMU. Dank dem Freihandelsabkommen erhalten die hiesigen KMU die Möglichkeit, ihre Produkte direkt aus der Schweiz nach Indonesien zu verkaufen. So fallen etwa die hohen Zölle weg, die heute bis zu 30 Prozent betragen. Das verschafft uns einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz aus der EU oder den USA, die über kein Abkommen mit Indonesien verfügen.
Internationaler Handel sorgt für Wohlstand und Arbeitsplätze.
Ist Indonesien fĂĽr Sie als Unternehmer ein interessantes Zielland?
Für uns, die Gericke Gruppe, ist Indonesien der bedeutendste asiatische Absatzmarkt in den letzten 20 Jahren! Die Bevölkerung ist über 30 mal grösser als in der Schweiz oder gut 3 mal Deutschland! Mit einer stark wachsenden Mittelschicht und stabilen politischen Verhältnissen ist das ein Markt der Zukunft! Studien zeigen, dass Indonesien bis 2050 zur viertgrössten Volkswirtschaft der Welt heranwächst. Wir haben in Singapur eine Tochterfirma mit 60 Angestellten, die den indonesischen Markt bearbeitet. In Indonesien selber haben wir in Jakarta ein Rep Office, also ein Büro für die Kontaktpflege. Wir liefern Produktionsanlagen für die Nahrungsmittelindustrie und in die Chemische Industrie. Für uns verbessern sich die Exportbedingungen dank dem Freihandelsabkommen direkt.
Dem Wirtschaftspartnerschaftsabkommen mit Indonesien bläst ein kalter Wind entgegen. Was sagen Sie den KritikerInnen?
Gerade aktuell wird gefordert, Europäische Länder sollen die Kontrolle über die Produktion intensivieren und dafür sorgen, dass wieder mehr in Europa hergestellt wird. Um hier eine Fabrik wirtschaftlich zu betreiben, kann man sich nicht den grössten Märkten der Welt entziehen. Haben wir zudem ein Interesse, in der Schweiz spannende Arbeitsplätze für unterschiedliche Bildungsniveaus zu bieten, müssen wir dafür sorgen, dass der Export funktioniert.
Zweitens: Freihandel ist keine Einbahnstrasse. Indonesien erhält ebenfalls erleichterten Zugang zu den Staaten der EFTA. Die Wirtschaft in Indonesien profitiert also genauso.
Drittens: Das Abkommen enthält ein sehr starkes Nachhaltigkeitskapitel. Indonesien verpflichtet sich, strenge Regeln einzuhalten – gerade im Bereich des Palmöls.
Viertens: Freihandel ist die beste Armutsbekämpfung. Der Wissens- und Technologietransfer sorgt für Arbeitsplätze, Bildung, Gesundheit sowie Umwelt- und Klimaschutz.
Das Interview erschien zuerst im Magazin ZĂĽrcher Wirtschaft (Ausgabe Februar 2021).