Der ehemalige NATO-Generalsekretär und Premierminister Dänemarks Anders Fogh Rasmussen eröffnete den Anlass und präsentierte seine Analyse zur Sicherheitslage in Europa. Für ihn ist klar: «Kurzfristig ist eine Zunahme der Spannungen zwischen Autokratien und Demokratien unvermeidlich.» An die Unternehmerinnen und Unternehmer gerichtet meinte er: «Im Jahr 2022 braucht jedes grosse Unternehmen seinen eigenen Aussenminister. Nur wenn Sie die geopolitischen Risiken verstehen, können Sie Ihren Konkurrenten einen Schritt voraus sein.» Ähnlich drückte sich Philippe Amon, Präsident und CEO Sicpa, aus: «Die globale strategische Dynamik wird zunehmend aggressiver. Der wahre Erfolg liegt in unserer Fähigkeit, vorausschauend zu handeln.»
Auch Martin Hirzel, Präsident Swissmem, äusserte sich zur Sicherheitspolitik: «Schon seit Jahren stellen wir in verschiedenen Staaten eine Rückkehr zu Protektionismus, Nationalismus und Militarismus fest. International gewinnt das Recht des Stärkeren immer mehr die Oberhand. Für Kleinstaaten wie die Schweiz ist das besonders ungemütlich. In meinen Augen ist es höchste Zeit, dass sich die Schweiz wieder verstärkt für ein auf Völkerrecht, Multilateralismus, Kooperation und Handel basierendes internationales System einsetzt.»
Bundesrat Ueli Maurer, Vorsteher des Eidgenössischen Finanzdepartements, welches für das Thema die Cybersicherheit beim Bund zuständig ist, betonte: «Cybersicherheit ist in der Politik über die Parteigrenzen hinweg gut abgestützt.»
Schweizer MEM-Firmen sind Ziel zahlreicher Angriffe
Im Zeitalter der Digitalisierung bieten Industriebetriebe für Cyberkriminelle besonders grosse Angriffsflächen. Cyberattacken, aber auch physische Angriffe, sind heute eine konstante Bedrohung. Martin Hirzel präsentierte am Industrietag die Ergebnisse einer Umfrage unter Swissmem Mitgliedfirmen, die in Zusammenarbeit mit dem Institut für Strafrecht und Kriminologie der Universität Bern durchgeführt wurde. Sie zeigen deutlich, dass Angriffe jedes Unternehmen unabhängig seiner Grösse treffen kann. Das Schadenspotenzial ist enorm und kann im Extremfall die Existenz einer Firma gefährden. Entsprechend ist die Sensibilisierung zu diesen Risiken in den Swissmem Mitgliedfirmen hoch. In fast allen Betrieben werden gezielt Massnahmen umgesetzt. Sie haben dazu geführt, dass 82 Prozent der als sehr schwerwiegend eingestuften Angriffe keine Folgen hatten oder diese kurzfristig behebbar waren. Martin Hirzel, Präsident Swissmem, zieht daraus folgendes Fazit: «Ich bin froh, dass innerhalb der Swissmem Mitgliedschaft eine hohe Sensibilisierung zu Cyberangriffen und physischen Bedrohungen besteht. Die Aufmerksamkeit darf jedoch nicht nachlassen. Jeder Betrieb muss technologisch und organisatorisch stets vorbereitet sein, um solche Attacken abwehren zu können.»
An einem Podiumsgespräch schilderten Irina Leutwyler, CEO WESCO AG, Barend Fruithof, CEO Aebi Schmidt AG und Andrea Roth, CEO Geobrugg AG, ihre Erlebnisse und Erkenntnisse aus Angriffen auf ihre Firmen. Stellvertretend für alle stützte Irina Leutwyler die Aussage des Swissmem Präsidenten: «Wir sind dauernd dabei, uns für den nächsten Angriff zu wappnen. Denn der wird kommen!»
Abgerundet wurde der Industrietag mit einem Podium bestehend aus Nationalrätin Maja Riniker (FDP), Nationalrätin Edith Graf-Litscher (SP), Nationalrat Franz Grüter (SVP) und Nationalrat Gerhard Andrey (GRÜNE).
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