- Die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen sind sehr allgemein definiert und teilweise nicht leicht zu erfassen. Inwieweit sind sie auch fĂĽr Unternehmer relevant und gĂĽltig?
Die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung – die so genannten «Sustainable Development Goals» oder kurz SDG – sind das Ergebnis umfassender Verhandlungen mit zahlreichen Akteuren aus verschiedenen Bereichen, unter anderem der Wirtschaft.
Viele Top-Unternehmen verstehen Nachhaltigkeit schon seit Langem als einen zentralen Aspekt ihrer Strategie, Entscheidungsfindung und Unternehmensführung. Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung geben ihnen die Leitplanken vor, wie die Bedürfnisse und Ziele der Weltgemeinschaft durch wirtschaftliche Lösungen zu erreichen sind. - Heisst das, Nachhaltigkeit ist Sache der Unternehmen?
Die Unternehmen haben eine wichtige Rolle: als Geldgeber und Innovationstreiber, als Förderer des technologischen Fortschritts und als wichtiger Motor für das Wirtschaftswachstum und den Arbeitsmarkt. Das trifft sowohl auf Einzelunternehmungen zu als auch auf weltweit agierende Grosskonzerne.
Um Nachhaltigkeit zu erreichen, braucht es aber mehr als den Einsatz der Wirtschaft: Verantwortungsvolle Staatsführung, wirtschaftliche Anreize, geeignete und robuste juristische und institutionelle Rahmenbedingungen sowie die Zusammenarbeit von öffentlichen und privaten Akteuren sind weitere wesentliche Voraussetzungen.
Durch die vereinte Anstrengung aller Akteure – Gemeinden, Wirtschaft und Politik – können wir gleichzeitig die Lebensqualität steigern, den technologischen Fortschritt vorantreiben und Wachstumschancen für Unternehmen schaffen. - Wie können Entwicklungsländer darin unterstützt werden, ihre Nachhaltigkeits- und Umweltziele zu erreichen?
Mit dem Pariser Übereinkommen von 2015 haben wir einen umfassenden Klimaplan, der erstmals in der Geschichte nicht nur die Industrienationen, sondern auch die Entwicklungsländer einbezieht. Das zeigt, dass die grösste Herausforderung unserer Zeit von allen Ländern der Welt gemeinsam gemeistert werden kann. Das Übereinkommen von Paris und die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung sind flexible Rahmenabkommen, die es jedem Land ermöglichen, entsprechend seinen jeweiligen Möglichkeiten individuelle Klimaschutzmassnahmen zu ergreifen. - Welche Rolle kommt dabei dem World Business Council for Sustainable Development zu?
Der World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) unterhält mehr als 30 Nachhaltigkeitsprojekte, wovon viele auf Entwicklungsländer fokussieren. Beispielsweise die «klimasmarte Landwirtschaft» (Climate-Smart Agriculture, CSA), die gerade in Westafrika und Südostasien erprobt wird, sowie das WASH-Projekt, das Menschen auf der ganzen Welt Zugang zu Wasser, Sanitäranlagen und Hygiene verschaffen soll. - Lohnt sich die Investition in Nachhaltigkeit für die Unternehmen?
Davon bin ich überzeugt. Viele zukunftsorientierte Unternehmen haben das enorme Entwicklungspotenzial erkannt, das sich in Bereichen wie nachhaltige Mobilität oder in Massnahmen für einen effizienteren Einsatz von Energie oder die Verringerung von Emissionen verbirgt. Die Wirtschaft sieht Nachhaltigkeit oder CSR nicht mehr nur als «Nullsummenspiel». In Zukunft werden nachhaltige Innovationen auch deshalb entwickelt, weil sie wirtschaftlich sinnvoll sind.
Weitere Informationen zum Programm des Swissmem Industrietags 2018 sowie die Präsentation von Peter Bakker und weiteren Referenten unter www.industrietag.ch