Die Auftragseingänge in der Schweizer MEM-Industrie erhöhten sich in den ersten neun Monaten 2021 gegenüber der Vorjahresperiode um 30,6 Prozent. Betrachtet man nur das dritte Quartal, so betrug der Anstieg im Vergleich zum Vorjahresquartal 44,2 Prozent. Dieser massive Aufschwung beinhaltet einen kräftigen Basiseffekt, da die Bestellungseinbussen im Pandemiejahr 2020 heftig ausgefallen waren. Ein ähnliches Bild präsentiert sich bei den Umsätzen. Im Zeitraum von Januar bis September 2021 stiegen die Umsätze im Vergleich zur Vorjahresperiode um 10,5 Prozent. Im dritten Quartal 2021 betrug der Zuwachs 13,1 Prozent. KMU und Grossfirmen profitierten in ähnlichem Ausmass von dieser Erholung.
Es ist typisch für die MEM-Industrie, dass die Umsätze verzögert auf die Entwicklung beim Auftragseingang reagieren. Die seit Monaten bestehenden Lieferengpässe sowie pandemiebedingt erschwerte Auslieferungen dürften Gründe sein, warum diese Verzögerung derzeit akzentuierter ausfällt.
Die allgemein positive Geschäftsentwicklung wirkte sich auch auf die Kapazitätsauslastung in den Betrieben aus. Sie betrug im dritten Quartal 2021 87,2 Prozent, womit sie das langjährige Mittel von 86,1 Prozent übertraf. Gemäss der jüngsten KOF-Umfrage stieg sie im Oktober 2021 auf 89,8 Prozent an.
Steigende Exporte bei allen Warengruppen und in alle Absatzregionen
Die Güterexporte der MEM-Industrie stiegen gemäss den Zahlen der Eidgenössischen Zollverwaltung in den ersten neun Monaten 2021 im Vergleich zur Vorjahresperiode um 14,9 Prozent. Sie erreichten einen Warenwert von 50,5 Milliarden Franken. Alle wichtigen Absatzmärkte entwickelten sich positiv. Die Exporte in die EU stiegen um 19,3 Prozent, in die USA um 11,8 Prozent und nach Asien um 8,9 Prozent.
Über die ersten neun Monate betrachtet erfuhren ebenso alle Warengruppen Exportzuwächse. So erhöhten sich die Ausfuhren bei den Metallen um 24,0 Prozent, bei den Präzisionsinstrumenten um 12,9 Prozent, bei der Elektrotechnik/Elektronik um 12,0 Prozent und im Maschinenbau um 10,4 Prozent. Im dritten Quartal 2021 schlugen allerdings die Lieferprobleme bei den Halbleitern auf die Schweizer Automobilzulieferer durch. Deren Exporte von Teilen und Zubehör reduzierten sich um 11,1 Prozent.
Steigende Rohstoffpreise und hoher Frankenkurs belasten Margen
Die grosse Mehrheit der Unternehmen der Schweizer MEM-Industrie profitierte in den ersten neun Monaten von der starken Erholung der Weltkonjunktur. Die Auftragseingänge liegen mittlerweile klar über dem Vorkrisenniveau und die Umsätze nur noch knapp darunter. Die weiteren Aussichten schätzen die Unternehmerinnen und Unternehmen deshalb grundsätzlich positiv ein. Gemäss der jüngsten Swissmem-Umfrage rechnet die Hälfte (49%) in den kommenden zwölf Monaten mit gleichbleibenden Auftragseingängen aus dem Ausland. Weitere 36 Prozent rechnen gar mit weiterhin steigenden Bestellungen. Lediglich 15 Prozent gehen von sinkenden Aufträgen aus.
Allerdings drückt die jüngste, rasche Aufwertung des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro auf die ohnehin schon tiefen Margen. Dasselbe gilt für die Preissteigerungen bei den Rohstoffen und der Energie, sofern diese nicht an die Kunden weitergegeben werden können. Hinzu kommen weiterhin anhaltende Lieferengpässe im Bereich der Halbleiter, bei Metallen und Metallerzeugnissen sowie bei Vorprodukten. Es besteht damit die Gefahr, dass viele Unternehmen trotz kräftigem Aufschwung die Verluste der letzten Jahre nicht wettmachen können.
Wettbewerbsfähige Strompreise nötig
Mit dem Export ihrer energieeffizienten Technologien kann die Schweizer MEM-Industrie weltweit den grössten Beitrag leisten, wenn am Standort Schweiz ein international wettbewerbsfähiges Umfeld vorliegt. Mit den anstehenden wichtigen Entscheiden in der Energiepolitik darf dieses nicht gefährdet werden. Der im sogenannten Mantelerlass vorgesehene neue Netzzuschlag von 0,2 Rappen/kWh sieht Swissmem als Beginn einer künftig auf Autarkie ausgerichteten Schweizer Stromproduktion. Diese Entwicklung wird mittelfristig zu massiv höheren Strompreisen führen und damit den hiesigen Produktionsstandort sowie dessen Exportchancen gefährden. Vielmehr ist die künftige Energiepolitik zur Sicherstellung der Versorgungssicherheit auf Technologieneutralität, wettbewerbsfähige Strompreise, vollständige Strommarktöffnung sowie die Einbettung der Schweiz in das europäische Stromnetz auszurichten.
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