Seit 1990 hat der Energiebedarf der Swissmem-Mitgliedfirmen in der Schweiz um ĂŒber 45% abgenommen. Die CO2-Emissionen sind sogar um annĂ€hernd 59% gesunken. Nach einem witterungsbedingten leichten Anstieg im Vorjahr hat sich dieser langfristige Trend 2016 wieder fortgesetzt. Der in der Swissmem-Energiestatistik ausgewiesene Energiebedarf betrug 2016 15â880 TJ (4â410 GWh), verglichen mit 28â900 Terajoule (8â030 GWh) im Jahr 1990.
Effizienzmassnahmen in schwierigem Umfeld
Dieser ausgeprĂ€gte RĂŒckgang ist auf verschiedene Ursachen zurĂŒckzufĂŒhren. Einerseits spielen strukturelle VerĂ€nderungen innerhalb der Branche eine Rolle. So werden aufgrund des starken Wettbewerbsdrucks energieintensive Produktionsprozesse zunehmend teilweise oder ganz in auslĂ€ndische Standorte verlagert. Andererseits tragen auch gezielte EffizienzmassÂnahmen zum sinkenden Energiebedarf bei. Optimierte Produktionsprozesse, verbesserte AbwĂ€rmenutzung, modernisierte Heizsysteme und sanierte Produktions- und VerwaltungsÂgebĂ€ude helfen den Unternehmen, ihren Energiebedarf zu verringern und damit Kosten zu sparen. Mit ihrem Engagement im Rahmen der Energieagentur der Wirtschaft (EnAW) will Swissmem solche Massnahmen auch in Zukunft unterstĂŒtzen.
Die Statistik macht allerdings auch deutlich, dass die Abnahme des Energiebedarfs sich im Laufe der Zeit zunehmend verlangsamt (siehe Grafik). WĂ€hrend zwischen 1990 und 1996 eine Abnahme um annĂ€hernd 24% zu verzeichnen war, betrug sie zwischen 2010 und 2016 nur noch knapp 10%. Dies deutet darauf hin, dass die eintrĂ€glichsten Energieeffizienzmassnahmen in vielen Unternehmen bereits umgesetzt sind â oder auch, dass die Bereitschaft, in Energieeffizienzmassnahmen zu investieren, angesichts des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds generell abgenommen hat.
Strom und Erdgas bleiben zentral
Strom und Erdgas decken zusammen rund 85% des Energiebedarfs der MEM-Industrie. Der Anteil der ElektrizitĂ€t betrug 2016 knapp 56%. Mit rund 8â850 TJ (2â460 GWh) benötigten die Swissmem-Mitglieder etwa 2,5% weniger Strom als im Vorjahr. Der gesamtschweizerische Stromverbrauch blieb in diesem Zeitraum stabil.
Mit einem Anteil von knapp 30% steht Erdgas als EnergietrĂ€ger fĂŒr die MEM-Industrie an zweiter Stelle. Die Nachfrage ist relativ starken Schwankungen unterworfen. 2016 lag sie mit 4â700 TJ (1â300 GWh) 6,9% unter dem Vorjahresniveau; im lĂ€ngerfristigen Vergleich ist jedoch kein sinkender Nachfragetrend auszumachen.
Dagegen hat Heizöl massiv an Bedeutung eingebĂŒsst. Zwar stieg der Heizölverbrauch 2016 zum zweiten Mal in Folge krĂ€ftig an (+18,5% im Vergleich zum Vorjahr), doch dies kompensiert nur teilweise den Nachfrageeinbruch um 32% im Jahr 2014. Zur kurzfristigen Zunahme trugen z.B. der Abbau bestehender Heizölreserven oder vermehrt mit Heizöl betriebene Zweistoffbrenner bei. Bei den allermeisten Firmen deckt Heizöl jedoch nur einen kleinen Anteil des Gesamtenergiebedarfs. Hochgerechnet auf die gesamte Swissmem-Mitgliedschaft betrug der Anteil von Heizöl am Gesamtenergiebedarf 2016 noch 5,5% â ein marginaler Wert, verglichen mit fast 28% im Jahr 1990. Absolut betrachtet ist die verwendete Heizölmenge seit 1990 um 89% zurĂŒckgegangen.
Damit hat die Nah- und FernwĂ€rme das Heizöl bedeutungsmĂ€ssig ĂŒberrundet. 2016 deckte sie 5,7% des Energiebedarfs der Schweizer MEM-Industrie. Rund ein Viertel der in der Statistik vertretenen Unternehmen beziehen Nah- oder FernwĂ€rme. Einzelne MEM-Firmen treten auch als WĂ€rmelieferanten auf, wobei der WĂ€rmebezug die Abgabe insgesamt deutlich ĂŒberwiegt.
Holz und AbfĂ€lle werden von den Swissmem-Mitgliedfirmen bislang nur vereinzelt energetisch genutzt, wobei einzelne Firmen ihre fossilen Heizsysteme in den letzten Jahren ganz oder zum grossen Teil durch Holzfeuerungen ersetzt haben. Hochgerechnet auf die Swissmem-Mitgliedschaft betrug der Anteil von Holz und AbfĂ€llen am Gesamtenergiebedarf 2016 gut 0,9%. Die restlichen 2,5% entfielen auf Kohle und Koks, welche prozessbedingt fĂŒr die Stahlherstellung benötigt werden und daher nur sehr eingeschrĂ€nkt fĂŒr Sparmassnahmen zugĂ€nglich sind.
CO2-Emissionen auf Tiefstwert
Im Einklang mit dem Energiebedarf sanken die CO2-Emissionen der MEM-Industrie 2016 um 2,2% auf 359â590 Tonnen. Das sind 58,9% weniger Emissionen als im Jahr 1990. Dass die CO2-Emissionen auf lange Sicht stĂ€rker abgenommen haben als der Energiebedarf, lĂ€sst sich durch die fortlaufende Substitution von Heizöl durch Erdgas und ElektrizitĂ€t (z.B. fĂŒr WĂ€rmepumpen) erklĂ€ren.
Der Energiebedarf pro beschĂ€ftigte Person ist nach einer Zunahme zwischen 1994 und 2004 wieder gesunken und lag 2016 etwas tiefer als im Jahr 1990 (112 GJ pro Person im Vergleich zu 119 GJ im Jahr 1990). Der Energiebedarf gemessen am erzielten Umsatz entwickelte sich klar rĂŒcklĂ€ufig. Allerdings ist bei diesem Vergleich zu berĂŒcksichtigen, dass zahlreiche MEM-Unternehmen in diesem Zeitraum Teile ihrer energieintensiven Produktion ins Ausland verlagert haben.
Zur Swissmem Energie- und CO2-Statistik
Swissmem fĂŒhrt seit den achtziger Jahren die Energie- und CO2-Statistik der Schweizer MEM-Industrie. Die Datenerhebung erfolgt im Rahmen der jĂ€hrlichen Gesamtenergiestatistik des Bundesamts fĂŒr Energie. GegenwĂ€rtig melden rund 130 Mitgliedfirmen ihre jĂ€hrlichen Energiedaten. Auf dieser Grundlage werden Energieverbrauch und CO2-Emissionen fĂŒr die ganze Swissmem-Mitgliedschaft hochgerechnet.
Die Energie- und CO2-Statistik liefert Swissmem eine wichtige Faktenbasis fĂŒr ihre energie- und klimapolitischen AktivitĂ€ten. Die teilnehmenden Unternehmen erhalten zudem einen Verbrauchsbenchmark, der ihre Position im Branchenvergleich aufzeigt.