Dieser Artikel erschien zuerst in der NZZ anlässlich des Sustainable Switzerland Forums 2023.
Grundsätzlich gibt es zwei Wege zu «Netto Null»: Einer führt über Einschränkungen, Verbote und Verzicht, der andere über technische Innovationen. Radikale Verbote und Verzicht hätten wohl einen dauerhaften wirtschaftlichen Niedergang zur Folge. Das entspricht kaum den Vorstellungen der Bevölkerung. Zudem dürften massive Wohlstandsverluste nicht zu einem klimaverträglichen Verhalten, sondern eher zu sozialen Unruhen führen. Deshalb führt der einzig realistische Weg über technische Innovationen. Die Schweizer Tech-Industrie spielt dabei eine Schlüsselrolle. Ihre Innovationen leisten einen unverzichtbaren Beitrag für den Übergang zu einer klimaverträglichen Wirtschaft und Gesellschaft. Neue, technische Lösungen im Bereich der Elektromobilität, der Stromerzeugung aus Sonne, Wind- und Wasserkraft, in der Energieverteilung, beim Leichtbau für die Fahrzeug- und Luftfahrtindustrie und bei der intelligenten Gebäudetechnik sind nur einige Beispiele dafür.
Ecodesign erschliesst riesige Potenziale
Bei der Entwicklung von neuen Maschinen, Geräten und Fahrzeugen fokussiert die Tech-Industrie immer konsequenter auf deren Energie- und Ressourceneffizienz. Der Schlüssel dazu heisst Ecodesign. Dabei berücksichtigen und minimieren die Firmen die Umweltauswirkungen des Produkts über den gesamten Lebenszyklus hinweg – von der Herstellung bis zur Entsorgung. Beim Produktdesign kommen vermehrt umweltfreundliche Materialien zum Einsatz. Und für den Betrieb wird darauf geachtet, dass dieser ressourcen- und energieeffizient sowie emissionsarm erfolgt. Im Hinblick auf die Kreislaufwirtschaft werden immer mehr Produkte modular designt und recyclingfähige Materialien gewählt.
Klimaschutz in der Schweiz – und weltweit
Die Schweizer Tech-Industrie exportiert rund 80 Prozent ihrer Güter und Dienstleistungen. Der grösste Klimaschutz-Hebel der Branche liegt somit im Export energie- und ressourceneffizienter Produkte. Neue, nach Ecodesign-Kriterien entwickelte Produkte verbrauchen während ihrer oft jahrelangen Einsatzdauer deutlich weniger Energie als ihre Vorgängermodelle. Sie führen insbesondere in Ländern mit einem sehr CO2-intensiven Strommix zu deutlich tieferen Treibhausgasemissionen.
Energie- und Ressourceneffizienz im Blut
Die Firmen der Tech-Industrie legen zudem schon seit Jahren besonderen Wert darauf, ihre eigenen Produktionsprozesse energie- und ressourceneffizient zu gestalten. Und dies mit beeindruckendem Erfolg. Swissmem Mitgliedfirmen haben seit 1990 ihren Energieverbrauch um rund 40 Prozent und gleichzeitig den CO2-Ausstoss um ca. 55 Prozent reduziert – nota bene bei gleichzeitig massiv höherer Wertschöpfung. Zugegebenermassen erfolgte diese Entwicklung nicht nur aus Sorge ums Klima. Zunächst ging es darum, über höhere Energieeffizienz die Kosten im Produktionsprozess zu reduzieren. Heute sind es die Kunden, Investoren und auch die Mitarbeitenden, welche von den Betrieben die Minimierung ihres ökologischen Fussabdrucks erwarten. Der Fokus erweitert sich auch deshalb zunehmend auf die indirekten, die sogenannten Scope 3-Emissionen. Hier eröffnet die Digitalisierung neue Möglichkeiten, um die Komplexität und den Aufwand bei Scope 3-Reduktionen zu bewältigen. Im Weiteren investieren die Industriebetriebe zunehmend in eigene Photovoltaik-Anlagen und tragen so zur nachhaltigen Energieproduktion bei.
Die Schweizer Tech-Industrie steht hinter dem Netto-Null Ziel. Mit ihren innovativen Produkten und Dienstleistungen wird dieses Ziel erreichbar. Sie braucht aber Rahmenbedingungen, welche Forschung und Entwicklung sowie eine wirtschaftliche Produktion in der Schweiz ermöglichen. Genauso wichtig ist ein hindernisfreier Zugang zu den Weltmärkten. Nur so kann sie ihr Potenzial hier und weltweit voll auszuschöpfen.