SNV übernimmt Sekretariatsleitung für ISO-Komitee

Kurz und knapp: Um was geht es beim Technischen ISO-Komitee 60/SC 1?

Das Komitee behandelt die Normierung von Schneckengetrieben. Für alle Laien: Schneckengetriebe benötigt es im Maschinenbau u. a. bei Antriebspumpen, Walzwerken oder Fräsköpfen. Die Normen, die in diesem Bereich erarbeitet werden, legen grundlegende Anforderungen fest, lassen aber dennoch genügend Raum für Innovationen. Das Komitee, welches bereits im Jahr 1994 gegründet wurde, setzt sich aus Vertreterinnen und Vertretern der grossen Industrienationen zusammen: UK, DE, DK, FR, IT, CH, USA, CN, JP.

Die SNV leitet seit Kurzem das Sekretariat des Komitees – wie kam es dazu?

Bis anhin war die britische Normenorganisation (BSI) für die Sekretariatsarbeit zuständig. In einem sogenannten «Call for Secretary» hat ISO Anfang Januar 2024 nach einer Neubesetzung gesucht. Da die SNV den Platz für die Schweiz sichern wollte, streute sie den Aufruf innerhalb des nationalen Normenkomitees. Michael Koller, der als Ressortleiter bei Swissmem arbeitet, reagierte sofort und schlug vor, die Firma Sauter Bachmann AG mit ins Boot zu holen. Gesagt, getan: Das 130-köpfige KMU aus Netstal, welches Zahnräder und Getriebe u. a. für die Bereiche Maschinenbau, Luftfahrt und Bahntechnik produziert, erklärte sich auf Anhieb bereit, sich in dieser Sache zu engagieren. So wurde ihr Head of Engineering, Marcel Hautle, zum technischen Vorsitzenden des Komitees vorgeschlagen und gewählt.

Abstimmungsergebnis zu Gunsten der Schweiz

Bei der Abstimmung, welche am 29. März 2024 endete, konnte sich die SNV deutlich gegen ihre Mitstreiter Frankreich, China und Russland durchsetzen. Grund dafür ist, dass die Firma Sauter Bachmann AG als wichtiger Player im Schweizer Maschinenmarkt auftritt – ein KMU, das mit Marcel Hautle als Komiteevorsitzenden motiviert ist, die Normung in diesem Bereich voranzutreiben. Ausserdem geniesst die Schweizer Normung auch international einen sehr guten Ruf. Die ISO-Strategie lautet: all voices heard. Ein Grundsatz, der hier zum Tragen kommt. So sollen nicht nur grosse Konzerne und Verbände in der Normung den Takt angeben, sondern auch kleinere und mittlere Unternehmen gehört werden. Die gewonnene Wahl ermöglicht den direkten Einfluss auf das Arbeitsprogramm des Normenkomitees und die Lenkung der Normierung im Bereich von Schneckengetrieben.

Die Normung hatte in der Industrie schon immer eine grosse Bedeutung. Ursprünglich diente sie auch in der Industrie dazu, Märkte abzugrenzen. Mit der Globalisierung hat sich der Zweck der Normung gewandelt. Heute steht in der Tech-Industrie der Abbau von technischen Handelshemmnissen und damit die Harmonisierung im Vordergrund. Europäische und internationale Normen sorgen dafür, dass Produkte einwandfrei funktionieren und – wenn sie von verschiedenen Herstellern kommen – optimal aufeinander abgestimmt sind. Auf Unternehmensebene kann man sich unter Umständen damit einen strategischen Vorteil sichern. In den Produktvorschriften der EU spielt die Normung auch eine wesentliche Rolle bei der Umsetzung der gesetzlichen Anforderungen und geben Anhaltspunkte zum Stand der Technik.

Die SNV organisiert für Swissmem im Auftragsverhältnis die Normenkomitees (NK) aus dem Bereich der Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM-Bereich). Aufgrund ihrer Mitgliedschaft bei Swissmem haben Unternehmen auch in der Normung verschiedene Vorteile. Unternehmen können sich in bis zu 5 Normenkomitees aus dem MEM-Bereich kostenlos und ohne Mitgliedschaft bei der SNV einbringen. Auch ist ein bereichsübergreifendes Engagement (z.B. in NK von electrosuisse oder des sog. interdisziplinären Bereichs (Sammelgefäss für Normenthemen, die verschiedene Bereiche betreffen) möglich. Die Kosten (max. CHF 500.00 p.a. pro Einsitz) variieren je nach Fachbereich.

Haben Sie die Normung als unternehmensstrategisches Instrument entdeckt und möchten in diesem Bereich mitwirken? Dann melden Sie sich bitte bei Urs Meier (u.meiernoSpam@swissmem.ch).