Die Fachgruppe Photonics von Swissmem war federführend bei der Teilnahme an der Ausschreibung des Förderprogramms «NTN – Innovation Booster». Was waren die Gründe dafür?
Werner Krüsi: Technologieförderung ist eine der zentralen Zielsetzungen unserer Fachgruppe. In dieser Kernaufgabe engagieren wir uns schon länger, beispielsweise auch als Partner im bisherigen nationalen thematischen Netzwerk von Swissphotonics. Da wurde in den letzten acht Jahren sehr gute Arbeit geleistet und viel erreicht.
Ein zweiter Grund liegt in der Bedeutung der photonischen Technologien. Die Einsatzmöglichkeiten sind für ein breites Feld von potenziellen Anwendern von Interesse. Sowohl die Technologieanbieter, zu denen viele Mitglieder unserer Fachgruppe zählen, wie auch die Systemfirmen, welche diese Technologien in ihre Gesamtlösungen für den Markt integrieren, können von diesem Förderpogramm profitieren und wertvolle Innovationsimpulse erhalten.
Was ist am aktuellen Programm von Innosuisse neu?
Die nationalen thematischen Netzwerke NTN der früheren Ausschreibungen hatten zum Ziel, Strukturen, Netzwerke oder «Ökosysteme» im jeweiligen Technologiebereich aufzubauen. Neu geht es nun um Innovation in der Frühphase. Wir haben die Aufgabe, Leute aus den verschiedensten Bereichen zusammenzubringen, die mit ihrem Know-how aus der Wissenschaft oder zu neuen Technologien, aber auch mit ihrem Marktwissen oder ihrer Umsetzungserfahrung in der gemeinsamen Diskussion dazu beitragen, innovative Lösungsansätze zu entwickeln. Damit das funktioniert, braucht es moderne Methoden, geeignete Formate und einen definierten Prozess. Es geht gewissermassen darum, innovatives Querdenken zu organisieren.
Das klingt auch nach einer Herausforderung?
In der Tat ist der Betrieb und die Durchführung eines Innovationboosters organisatorisch und methodisch anspruchsvoll. Die Arbeiten sollen den Inkubationsprozess für Innovationen ankurbeln – explizit auch für disruptive. In dieser Anfangsphase ist jedoch noch vieles offen. Wir nennen das «Find the challenge», weil es schlichtweg erst mal darum geht zu definieren, über welche Herausforderung man denn gemeinsam nachdenken will, und vielleicht sogar einen Bedarf zu entdecken, der bisher noch gar nicht klar erkannt war und für den es sich aber lohnen könnte, eine technologische Lösung zu entwickeln, die auch auf dem Markt Bestand hat.
Und was passiert dann als nächstes?
In einem weiteren Schritt steht das «Find the solution» im Fokus. Da wird für die erwähnten Herausforderungen nach konkreten Lösungen gesucht. Ausgewählte Innovationsideen werden weiterverfolgt und geprüft. Ziel der Arbeiten im Rahmen des Innovation Boosters ist es, die Projekte soweit voranzubringen, dass sie von Industriefirmen aufgegriffen und als konkrete Entwicklungsprojekte weiterverfolgt werden können. Dies ist dann nicht mehr Bestandteil des Programms. Die Faustregel von Innosuisse lautet, dass von drei erarbeiteten Lösungsansätzen mindestens einer den Test besteht und umgesetzt wird, zum Beispiel in Form eines Innosuisse-, EU- oder firmeninternen Projekts. Das ist aus meiner Sicht eine vernünftige Vorgabe, da es ja wirklich um quergedachte Lösungen in einer sehr frühen Phase geht und es sich nicht vermeiden lässt, dass aufkommende Ideen einer genaueren Prüfung nicht standhalten.
Es wird gerade auch aus diesem Grund über den ganzen Prozess wichtig sein, die potenziellen Anwender und Umsetzungspartner gut einzubinden, um die erforderliche Marktnähe der Arbeiten sicherzustellen.
Worin genau besteht die Förderung von Innosuisse?
Sie ist hauptsächlich finanzieller Natur und enthält klare Vorgaben. Pro Jahr stehen maximal 500'000 CHF zur Verfügung. Mindestens die Hälfte dieses Betrags muss dafür eingesetzt werden, ausgewählte Ideen auf ihre Umsetzbarkeit und Wirtschaftlichkeit zu prüfen. Ein kleinerer Teil des Gelds ist für die Durchführung von Workshops, Events und Matchmaking vorgesehen, bei denen man potenzielle Projektpartner, Technologieprovider und Nutzer zusammenbringt, sowie für den Grundbetrieb. Die Gelder werden etappenweise ausbezahlt und es erfolgen Zwischenqualifikationen während der Förderperiode.
Welches sind jetzt die nächsten Schritte?
Aktuell sind wir intensiv daran, das Setup für die Durchführung zu entwickeln und festzulegen. Hinter jedem Innovationsbooster steht ein Konsortium, welches für die Aktivitäten verantwortlich zeichnet. In unserem Fall sind dies die Swissmem-Fachgruppe und Swissphotonics (Verein Schweizer Laser und Photonik Netzwerk). Das Leading House ist bei Swissmem angesiedelt und nimmt stellvertretend für das Konsortium die operative Führung des Boosters und die Rolle des Ansprechpartners gegenüber der Innosuisse wahr.
Wir haben ein Innovationboard, dessen Mitglieder bereits weitgehend bestimmt sind. Dieses setzt sich zusammen aus Wissenschaftlern, Industrievertretern und Fachleuten beispielsweise aus dem Bereich Methodik. Wir haben auch bewusst auf Internationalität in diesem Gremium geachtet. Das Board wird etwa zweimal im Jahr zusammenkommen, um die laufenden Arbeiten bezüglich Innovationsausrichtung zu begutachten, einzuordnen und mit fachlichem Input zu unterstützen.
Der Expertenpool, der die einzelnen Anträge und Vorhaben begutachten wird, ist noch nicht benannt. Hier werden Forschungs- und Entwicklungsfachleute sowohl von Unternehmen wie auch aus den Hochschulen und Instituten vertreten sein.
Wenn dann auch der Vertrag mit Innosuisse unterzeichnet ist, kann Anfang 2021 die Arbeit aufgenommen werden.
Was möchten Sie in vier Jahren erreicht haben?
Ich hoffe, dass wir bis dahin insgesamt 10 – 15 Innovationsprojekte initiieren konnten, die wirklich gut sind und in marktfähige, wertschöpfende Lösungen umgesetzt werden. Ich wünsche mir zudem, dass das Engagement der Fachgruppe in diesem Programm als wertvollen Beitrag an die Innovationstätigkeit der Firmen zur Kenntnis genommen werden kann und nicht zuletzt, dass Swissmem als Gesamtorganisation von Innosuisse als professionelle und wirksame Partnerin wahrgenommen wird.
Zur Person
Werner Krüsi war viele Jahre als CEO bei der FISBA AG tätig und nimmt heute verschiedene Verwaltungsratsmandate wahr. Er war massgeblich am Aufbau der Fachgruppe Photonics beteiligt und führt diese seit ihrer Gründung im Jahr 2013. In dieser Funktion engagiert er sich zusammen mit den weiteren Fachgruppenmitgliedern für die Förderung der Forschung, der Vernetzung sowie der Ausbildung in diesem wichtigen Technologiebereich.