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Die Ergebnisse liegen vor, doch was bedeuten sie?

Wir haben die Umfrage zum Stand der Industrie 4.0 in den Jahren 2016, 2018 und erneut in diesem Jahr durchgeführt. Trotz Bewegungen in der Positionierung der Antworten sowie leichter inhaltlicher Verschiebungen sind relevante Schwerpunkte über die Jahre hinweg von konstanter Bedeutung geblieben.

Grundsätzlich lassen sich die Schwerpunkte in den Industrie 4.0-Thematiken in fünf Kategorien einordnen.

Diese sind:

  • Kultur in den Firmen
  • Entwicklung der Organisation
  • Wirtschaftlichkeit
  • Ideen-Management
  • Innerbetriebliche Prozesse / Operations

Anhand dieser Themenbereiche haben wir aus den Ergebnissen der Umfrage zwei Thesen mit Bezug auf den Reifegrad von Industrie 4.0 abgeleitet:

  1. Die Industrie ist in der Findungsphase.
  2. Die Organisationen sind noch nicht bereit.

Die beiden Thesen wurden in einem Workshop mit Industrie 4.0 - Akteuren diskutiert und in Gesprächen und Rückmeldungen von Mitgliedsfirmen bestätigt.

Erste These: Die Industrie ist in der Findungsphase

Indikatoren zur Findungsphase findet man in Aussagen speziell zu den Themen Wirtschaftlichkeit, Ideen-Management und innerbetriebliche Prozesse / Operations.

So gab es zur Wirtschaftlichkeit von Industrie 4.0-Projekten die Rückmeldung, dass die Digitalisierung aus Mangel an kontextualem Datenwissen sowie dem häufigen Fehlen eines Business Cases oft nur als defensive Massnahme verstanden wird. Die Wichtigkeit der Digitalisierung wird hingegen sehr wohl gesehen und anerkannt, ebenso wie ihr Potenzial.

Als generell schwierig wird der Einstieg in die Thematik beschrieben. Individuell sinnvolle Anwendungsfälle zu identifizieren, stellt viele Unternehmen und ganz besonders KMU vor grosse Herausforderungen. Entsprechend findet das Thema Ideen-Management eine häufige Erwähnung.

Skalierungsproblematiken, wenn es um die Überführung von Prototypen und Konzepten in die kommerzielle Produkt- und Prozessentwicklung geht, werden im Bereich der innerbetrieblichen Prozesse / Operations oft als herausfordernd empfunden. Auch bei der Kommunikation und den Transferprozessen zwischen der IT und der OT wird Optimierungsbedarf gesehen. Das Fehlen einer Top-Down implementierten Digitalisierungs-Roadmap ist ebenfalls ein wichtiger Faktor, denn dieser stellt einen verbindlichen Handlungs- und Priorisierungsrahmen dar.

Trotz dieser genannten Herausforderungen melden die antwortenden Unternehmen bereits ein sehr aktives Engagement im Thema Industrie 4.0. 94% der Unternehmen haben bereits Projekte bearbeitet, fast 70% Projekte abgeschlossen. Ausserdem wurden diese Projekte mit mehr als 50% mehrheitlich oder vollständig erfolgreich beendet.

Fazit: Es zeigt sich deutlich, dass es ein grundsätzliches und positives Verständnis verbunden mit einem recht hohen Engagement für die Notwendigkeit der Digitalisierung gibt. Gleichzeitig bestehen noch entscheidende Unsicherheiten und Herausforderungen, welche zielgerichtete und effiziente Investitionen in Industrie 4.0 verhindern. Die Firmen haben sich auf die digitale Reise begeben sind aber noch auf der Suche nach dem passenden Ziel und den dafür notwendigen Ressourcen und Strukturen.

Zweite These: Die Organisationen sind noch nicht bereit

Dass die Firmen noch nicht genügend bereit sind, stützt sich hauptsächlich auf Aussagen zur Firmenkultur und Organisationsentwicklung. So wird in den Rückmeldungen bestätigt, dass der Einbezug der Mitarbeitenden, der Wandel der Führungskultur wichtige Erfolgsaspekte sind. Die Akzeptanz der Mitarbeitenden für den digitalen Wandel wird nicht als Hinderungsfaktor angesehen.

Auf der anderen Seite ist der Mangel an personellen Ressourcen bei jeder Umfrage deutlich als grösstes Hindernis genannt. Einerseits ist es erstaunlich, dass dieser Mangel nicht durch Massnahmen gedämpft wurde. Andererseits ist die Entwicklung der Kompetenzen der Mitarbeitenden bei den organisatorischen Massnahmen weiter ans Tabellenende abgerutscht. Ausserdem ist der Aspekt Unterstützung des Wandels, Arbeitsmethoden und Arbeitsgestaltung bei den organisatorischen Massnahmen ebenfalls abgerutscht.

Im Workshop wurde darauf hingewiesen, dass die Organisation und Kultur innerhalb eines Unternehmens individuell gefunden und etabliert werden muss. Je nach Motivation und Engagement der Unternehmensleitung und der Eigner muss die Struktur anders gestaltet werden. Die Widersprüche zwischen den Hindernissen und den Massnahmen lassen sich gemäss der Diskussion auch dadurch erklären, dass es grundsätzlich noch Lücken zwischen Ambitionen und den Realitäten in den KMU gibt. Es sind nicht zuerst die fehlenden Ressourcen, sondern auch anzupassende Instrumente wie Projektmanagement, fehlendes Wissen zu digitalen Themen oder die innerbetriebliche Kollaboration.

Fazit: Die Relevanz der Themen Organisation und Mitarbeitende ist den Firmen bewusst, in der konkreten Ausgestaltung und Überführung in Massnahmen gibt es jedoch noch Aufholbedarf.

Nehmen Sie mit uns Kontakt auf!

Zum Thema Industrie 4.0 arbeitet Swissmem sehr eng mit der Initiative Industrie 2025 zusammen. Industrie 2025 hat in Arbeitsgruppen Unterstützungsangebote erarbeitet, welche den Unternehmen zusammen mit einer fachlichen Begleitung angeboten werden. Auf der Website von Industrie 2025 finden Sie Know-how und Veranstaltungen für Ihr Digitalisierungsprojekt.

Wie denken Sie über diese Thesen? Wir sind interessiert daran, Ihre Erfahrungen mit Industrie 4.0- und allgemeinen Innovationsprojekten zu hören und mit Ihnen in einen Austausch zu treten. Wenden Sie sich dafür an Nicolas Degen, n.degennoSpam@swissmem.ch.

Umfrage 2020 zur Umsetzung von Industrie 4.0

 

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Letzte Aktualisierung: 30.11.2020