Welche ersten Schritte sollten Industriefirmen unternehmen, wenn sie GenAI in ihre Prozesse integrieren möchten? Gibt es spezifische Vorbereitungen oder Grundlagen, die geschaffen werden müssen?
Boris Ricken: Wir empfehlen allgemein ein Vorgehen in folgenden Schritten:
- Awareness für das Thema schaffen und Potentiale erkennen, bspw. über Schulungen und Trainings
- Klare Definition der Ambition und Ziele
- Use-Case Portfolio: Erarbeitung von Use-Cases und deren Priorisierung; oft lohnt sich eine separate Betrachtung möglicher Quick Wins
Übergreifend sollten auch Dimensionen wir Organisation & Governance, Kultur & Skills, Daten, Technologien und Ökosystem betrachtet werden.
Nach welchen Kriterien sollten Unternehmen die passenden GenAI-Tools und -Plattformen auswählen? Gibt es bestimmte Features oder Eigenschaften, die besonders wichtig sind?
Katharina Fulterer: Es herrscht sehr viel Bewegung im Markt und es steht eine breite Palette an möglichen Lösungen zur Verfügung – darunter sowohl commercial-off-the-shelf (COTS) als auch Open Source Tools.
Falls sich ein Unternehmen für die Implementierung eines eigenen Ansatzes entscheidet, empfehlen wir einen modularen Ansatz, welcher z.B. erlaubt die zugrundeliegenden Modelle flexibel auszutauschen, um jeweils von den neuesten technologischen Fortschritten profitieren zu können.
Hier sollte unbedingt auch experimentiert werden, um die richtige Lösung zu finden – und dabei immer der Business-Nutzen kritisch hinterfragt werden.
Wie wichtig ist das Datenmanagement für den Erfolg von GenAI-Projekten in der Industrie? Welche Herausforderungen gibt es beim Sammeln und Verarbeiten von Industriedaten?
Katharina Fulterer: Generell gilt auch für GenAI «Garbage in – Garbage out». Es braucht also qualitativ hochwertige und quantitativ ausreichende Daten, um gute Ergebnisse zu erzielen. Wer zum Beispiel einen KI-basierten Chatbot im Support einsetzen will, sollte die Aktualität und Vollständigkeit der Dokumente sicherstellen, auf die der Chatbot zugreift.
Viele Industrieunternehmen haben Legacy-Systeme und Daten-Silos, die die Integration und Analyse erschweren können. Die Modernisierung von Legacy-Systemen und die Überwindung von Daten-Silos sind wichtige Herausforderungen beim Datenmanagement.
Sie bieten am kommenden Industrieforum 2025 eine Break-Out-Session zum Thema. Was erwartet die Teilnehmenden? Was ist das Ziel des Workshops?
Boris Ricken: Wir wollen Schweizer Industrieunternehmen dabei unterstützen mit GenAI Mehrwert zu schaffen. Dazu werden wir:
- Die Potenziale von GenAI für die Schweizer Industrie aufzeigen
- Mögliche Use-Cases und Potenzialfeldern erläutern
- Gemeinsam mit den Teilnehmern potenzielle Use-Case in den Feldern Prozessoptimierung, Customer Experience und Digital Services entwickeln
Haben Sie aus Ihrer jeweiligen Erfahrung heraus 2-3 Tipps an Industrieunternehmen, die sich mit dem Einsatz von GenAI in ihrem Betrieb auseinandersetzen möchten?
Katharina Fulterer und Boris Ricken: Es ist entscheidend, dass das Management und Führungskräfte ein grundlegendes Verständnis für die Funktionsweise von GenAI entwickeln und die potenziellen Auswirkungen auf das Unternehmen verstehen. Investieren Sie daher in Schulungen und Workshops, um das Bewusstsein über GenAI im gesamten Managementteam zu fördern. Dies hilft, konkrete Potentiale zu identifizieren und eine breite Akzeptanz im Unternehmen sicherzustellen.
11. «Industrieforum 2025» Technologie, Mensch, Kultur – im Einklang!
Am Industrieforum 2025 erwarten Sie spannende Referate zu digitalen und innovativen Lösungsansätzen für aktuelle Herausforderungen, exklusive Workshops und eine Experten-Expo mit 25 Ausstellern. Freuen Sie sich auf einen Tag voller Inspiration und vernetzen Sie sich mit der grössten Digitalisierungs-Community für die Industrie.