Autor: Jack Rietiker, ehem. Leiter Swissmem Academy
Was haben wir aufgrund der Pandemie in Kürze nicht alles lernen müssen, so quasi in einem experimentellen Umfeld! Lernen hat stattgefunden, weil wichtige Faktoren zusammen kamen: Freiheiten geben, Lernräume schaffen, Kooperationen ermöglichen und Vertrauen schenken. Übrigens sind dies auch die Aspekte für Führung unter Ungewissheit, die von Führungspersonen verlangt, mehr zu moderieren und weniger vorzugeben. Die Ungewissheit erlebten und erleben wir gerade sehr intensiv. Glauben Sie, dass wir wieder in ruhigere Gewässer vorstossen? Die VUCA-Welt (abgekürzt für: Volatility, Uncertainty, Complexity, Ambiguity), die wir bis anhin nur aus Büchern kannten, hat nun jeder erlebt.
Vertrauen in sich und die Mitarbeitenden ist die Antwort darauf. Vertrauen in die Fähigkeiten, Gestaltungswille und Entscheidungskompetenzen von sich selber und den Mitarbeitenden. Wie viele Entscheide trifft doch jeder im privaten Bereich, bekleidet dort Ämter, leitet Vereine, ist Buchhalter von seinen eigenen Finanzen, schliesst Verträge ab, etc. Wenn der Einzelne am Morgen das Unternehmen betritt, dann werden diese Kompetenzen oft vor dem Eingang abgelegt… weil sie im Unternehmen nicht gefragt sind, respektive nicht zugelassen werden. Eine Vertrauenskultur ist matchentscheidend, sagte mir kürzlich Hans Hess in einem Meeting. Dies bestätigen auch viele Studien. Warum nur gelangt diese Erkenntnis nicht in die Firmen? Wir haben ein Umsetzungs- und nicht ein Erkenntnisproblem.
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Vertrauen ist auch Basis einer guten Beziehung, des Wachsens an sich und mit anderen zusammen. Hans A. WĂĽthrich nennt dabei vier Vertrauensdimensionen (Organisator, 06/20, S.18f):
- Vertrauen in sich selbst (individuelles Vertrauen)
- Vertrauen in Dritte (interpersonelles Vertrauen)
- Vertrauen in Organisationen (institutionelles Vertrauen)
- Vertrauen in das Experiment (exploratives Vertrauen)
Im Experiment können wir vieles ausprobieren und erkennen, was möglich ist und was nicht; Prozesse anpassen, Lernen, Innovationen hervorbringen – vieles geschah in den letzten Monaten ohne Bedenken. Wir alle mussten schnell neue Ansätze, Methoden und Werkzeuge lernen. So geschieht auch Lernen vom Kindesalter an – ausprobieren, lernen daraus, wieder ausprobieren, anders machen…nach dem Trial-and-Error-Prinzip. Und dies in einem hohen Freiheitsgrad mit wenigen Einschränkungen. Damit werden wir das Lernen demokratisieren – eine Tendenz, mit der sich Personalentwicklung und Bildungsanbieter gleichermassen beschäftigen sollten.
Zwei Denkimpulse, respektive Fragen, die in vielen Organisationen ein aktuelles Thema sein könnten, liegen mir noch auf dem Herzen: Home-Office und Kostenoptimierungen. «Wie können wir sicherstellen, dass die Mitarbeitenden keine privaten Tätigkeiten im Home-Office machen?» Denkimpuls: «Wie können wir sicherstellen, dass die Mitarbeitenden im Büro keine privaten Tätigkeiten machen?»
Und: «Was kosten uns die Kostenoptimierungs-Initiativen?» Solche Denkimpulse braucht jedes Unternehmen – stärken wir diese mit einer Organisationskultur des Vertrauens.
Organisationen der Zukunft passen sich Veränderungen schnell an, vernetzen die Mitarbeiterschaft, passen sich Mitarbeitenden und Führungspersonen an, erzeugen überall Innovation, haben flachere Strukturen, arbeiten in der Cloud – alles Dinge, die wir live erleben konnten. Behalten wir es bei und kehren wir nicht in die Normalität vor Corona zurück.
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