Die Sicht des Personalentwicklers
Mit Tom Russenberger, Global Head Learning & Development bei HUBER+SUHNER.
Die Frage, wie Unternehmen ihre Mitarbeitenden am besten befähigen und beim kontinuierlichen Lernen unterstützen, beschäftigt die Personalentwicklung schon sehr lange. Gegenwärtig gewinnt die Thematik zusätzlich an Bedeutung. Laut Tom Russenberger zählen unter anderem folgende drei Punkte zu den Haupttreibern der Diskussion: 1. Fachkräftemangel, 2. technologischer Wandel und 3. gesellschaftliche Veränderungen (sozio-ökonomische Dimension).
Es wird zunehmend anspruchsvoller, auf dem Arbeitsmarkt Fachkräfte mit den notwendigen Qualifikationen zu finden. Stellen in gewissen Berufsfeldern bleiben oft lange unbesetzt. Die kontinuierliche Qualifikation der Belegschaft durch gezielte Weiterbildung und Lernen in vielfältiger Form rückt bei vielen Firmen in den Fokus. Es ist notwendig, dass sich Fachkräfte und Führungskräfte stetig weiterentwickeln, um mit dem technologischen Fortschritt mithalten zu können. Die vergangenen Jahre mit Covid und geopolitischen Umwälzungen erforderten eine kontinuierliche Anpassung an die neuen Gegebenheiten, auf fachlicher wie persönlicher Ebene. Auch die Führungsarbeit gestaltet sich durch remote arbeiten im Homeoffice und hybride Arbeitsformen anspruchsvoller. 
Die Befähigung der Mitarbeitenden gelingt, wenn Führungskräfte und Mitarbeitende auf allen Ebenen der Organisation gut zusammenspielen.
FĂĽhrungsrolle Navigator und Coach
Die Entwicklung von Mitarbeitenden zählt beim Technologieunternehmen HUBER+SUHNER zu den zentralen Führungsaufgaben. In den Leadership Principles wird die Führungsrolle über die zwei Kernaspekte «Navigator» und «Coach» definiert. Der Navigator hat Kurs und Orientierung im Fokus. Der Coach sorgt dafür, dass die Teammitglieder ihr Potential ausschöpfen können. Dazu muss die Führungsperson ihr Team kennen und verstehen, welche Fähigkeiten heute und in Zukunft nötig sind. Tom Russenberger weist darauf hin, dass es authentische, keine heroischen Führungspersonen braucht. In einer sich rasch verändernden Welt wird Selbstüberschätzung zum Risikofaktor. Es ist daher wichtig, die eigenen Stärken und Grenzen zu kennen, sich im Team zu ergänzen. Dies gilt bei HUBER+SUHNER für Führungskräfte wie Mitarbeitende, da Führung sich nicht auf die klassische Vorgesetztenrolle beschränkt. Alle können in einer bestimmten Situation oder ihrem Fachgebiet für sich und andere Führung übernehmen.
Ein Schlüsselfaktor in der Befähigung der Mitarbeitenden ist gemäss Russenberger die psychologische Sicherheit. D.h. Führungskräfte und Teams achten darauf, dass unterschiedliche Sichtweisen Platz haben, jede Stimme zählt. Mitarbeitende sollen sich sicher genüg fühlen, auch die unbequemen Themen anzusprechen. Wichtig: Führungspersonen sollen den Mitarbeitenden viel zutrauen, Unterstützung und Feedback geben, sie jedoch nicht vor Veränderung und damit verbundener Unsicherheit bewahren wollen.
Eine Lernkultur im Unternehmen aufbauen
Führungskräfte, HR und Personalentwicklung unterstützen Mitarbeitende auf dem Weg der individuellen Weiterentwicklung. Tom Russenberger ist jedoch davon überzeugt: Die Kraft liegt im Mitarbeitenden selber – ein Baum wächst nicht schneller, wenn man an seinen Blättern zieht. Hingegen kann ein förderliches Umfeld einen entscheidenden Unterschied machen.
Daher sind bei HUBER+SUHNER die Fähigkeiten, das Potential, der berufliche Entwicklungsweg und mögliche Weiterbildung Teil des Jahresgesprächs. Tom Russenberger betont: Es geht darum, auf Stärken zu setzen und Grenzen zu erkennen mit dem Ziel: right people at the right place.
Lernen geht oft mit Veränderungsprozessen einher. Gelegentlich ist nicht das Lernen an sich die Herausforderung, viel mehr das Loslassen vertrauter Verhaltensweisen. Hin und wieder braucht es einen Anstoss «ins kalte Wasser zu springen» um aus der Komfortzone zu kommen. Genauso wichtig ist es als Führungskraft mit dem Team ein günstiges Umfeld zu schaffen, in dem Fragen und Ideen erwünscht sind und Fehler als Anlass zum gemeinsamen Lernen genützt werden. Mitarbeitende bringen dann auch mit Freude an einer Weiterbildung erworbenes Wissen zurück ins Team und den Arbeitsplatz.
Wie gelingt Mitarbeiterbefähigung?
Diese drei SchlĂĽsselaspekte fĂĽhren zum Erfolg:
- Entwicklung von Mitarbeitenden als zentralen Aspekt der FĂĽhrungsrolle verstehen
- Potentialentwicklung, Weiterbildung und Lernen im Alltag zum Thema machen
- Psychologische Sicherheit stärken
Die Sicht des Produktionsleiters
Mit Mathias Eckert, Produktionsleiter Isolation bei Brugg Kabel AG
Mathias Eckert hat letztes Jahr bei der Swissmem Academy die Weiterbildung zum Produktionsleiter Industrie HFP absolviert. Dabei hat er viel über Mitarbeiterführung und -befähigung gelernt. Doch wie gelingt der Transfer in die Praxis? Sehen Sie sich das Kurzinterview im folgenden Video an.
Dank der Weiterbildung zum Produktionsleiter Industrie sieht Mathias sein Umfeld mit anderen Augen, er hat einen besseren Blick für die Bedürfnisse seiner Mitarbeitenden und des Unternehmens entwickelt. Dadurch gelingt es ihm auch, die Mitarbeitenden im Alltag zu befähigen. Dies passiert auf Basis der individuellen Fähigkeiten und Stärken jedes einzelnen. Ziel ist, den Mitarbeitenden Herausforderungen zu geben, an denen sie wachsen können, die ihnen Vertrauen geben und sie dazu ermuntern, Verantwortung zu übernehmen. Schlüssel dazu ist eine intensive und offene Kommunikation.
Gerne würden wir mehr darüber erfahren, wie in Ihrem Unternehmen mit dem Thema Mitarbeiterbefähigung umgegangen wird und welche Lösungsansätze sich bei Ihnen bewähren. Über einen offenen Austausch würden wir uns freuen. Gerne stehen wir in Sachen Personalentwicklung auch beratend zur Seite.