Bei Starbucks wird der Kaffee mit Vollautomaten von Thermoplan gebraut. Vor gut fünf Jahren verabschiedete das Unternehmen eine neue Vision – Nachhaltigkeit ist darin fest verankert. Um faktenbasierte Entscheidungsgrundlagen zu schaffen, bilanzierte das Unternehmen vorgängig seine Emissionen und analysierte dazu die Jahre 2019 und 2020. Rasch war klar, dass sich Thermoplan auf Scope 3 konzentrieren muss, denn 96 % der Emissionen fallen in der Nutzungsphase der Kaffeemaschinen an. «Das grösste Potenzial liegt bei unseren Kunden», erklärt Matteo Trachsel, Head of Sustainability bei Thermoplan. «Doch wir können trotzdem viel bewegen. Unsere Grosskunden wie Starbucks, Nespresso oder Costa Coffee haben sehr ehrgeizige Klimaziele und unsere Maschinen haben einen grossen Einfluss darauf.»
Mit der Anerkennung der Ziele durch SBTi zeigt Thermoplan Kunden und Partnerorganisationen, dass der Weg in Richtung Netto-Null konsequent verfolgt wird. Dabei werde das Unternehmen so lange wie möglich keine Zertifikate kaufen, so Trachsel: «Wir sehen darin keinen direkten Mehrwert für uns, unsere Kunden oder für das Klima. Unsere Investitionen zeigen ihre Wirkung in unseren Produkten.»
Report zeigt den Kunden Potenziale auf
«Erkenntnisse aus der Bilanzierung fliessen direkt in die Entwicklung der Maschinen ein», erklärt Trachsel. So sind die Anstrengungen für das Klima auch Quelle für Innovationen. Um die Emissionen in der Nutzungsphase zu verringern, arbeitet Thermoplan an der technischen Verbesserung der Maschinen, z.B. an der Reduktion der Spülwassermenge oder des Stromverbrauchs. Auch bei der Effizienz der Kaffeeextraktion besteht Potenzial. Um diesen Prozess zu optimieren, hat das Unternehmen aufwendige Forschungsprojekte in Angriff genommen. «Mit solchen Entwicklungen können unsere Kunden den Kaffeeverbrauch und damit auch ihre Emissionen reduzieren. Damit bieten wir ihnen einen direkten Mehrwert», erklärt Trachsel. Thermoplan geht aber noch weiter und unterstützt die Kunden mit interaktiven «Product Environmental Reports». Die Kunden können ihre Verbrauchsdaten von Milch, Kaffee, Wasser oder Strom eingeben und sehen auf einen Blick, wie sich die Emissionen verteilen. Den grössten Effekt hat der Verbrauch von Kuhmilch, gefolgt von den Kaffeebohnen. Der Stromverbrauch macht nur gerade 12 % aus. «Wie der Kaffee getrunken wird – ob mit Kuhmilch, Hafer- oder Reisdrink – können wir nicht beeinflussen. Wir können aber unseren Kunden aufzeigen, wo Reduktionspotenzial besteht.» Zudem bietet Thermoplan bei den Maschinen Milchalternativen an und macht deren Verwendung so einfach wie möglich.
Automatisierung in der Bilanzierung
Thermoplan verfügt heute über aussagekräftige Kennzahlen zu den Emissionen und ist in der Lage, faktenbasierte Entscheidungen zu treffen. «Der Weg dahin war aufwendig, aber machbar», zieht Trachsel Bilanz. Die grösste Herausforderung war die Verknüpfung der grossen Datenmengen und der verschiedenen internen Datenquellen. Entscheidend war deshalb ein hoher Automatisierungsgrad. «Wir müssen die Daten effizient auswerten können und brauchen aussagekräftige Kennzahlen.» Beim Erstellen der Produktökobilanz arbeitete das Unternehmen mit Stücklisten und verschiedenen internen und externen Datenbanken und nahm Abstraktionen vor, um die Komplexität zu reduzieren. So wurden z.B. die zugekauften Teile nach 27 Materialien klassifiziert, bei denen jeweils die Emissionen der Herstellung und des Verarbeitungsprozesses hinterlegt sind. Um die Transportwege der Bauteile zu berechnen, griff das Unternehmen auf eine Schnittstelle von Google Maps zurück, welche die Fahrstrecke aller Lieferanten berechnet. Zur Analyse der Nutzungsphase der Kaffeemaschinen erhebt Thermoplan die echten Verbrauchsdaten über die Cloud direkt von den Maschinen im Betrieb der Kunden.
Verankerung bei Mitarbeitenden
Thermoplan lebt das Engagement für Nachhaltigkeit auch intern. Dazu richtete das Unternehmen einen CO2-Fonds ein. Für emissionsstarke Tätigkeiten wie Flugreisen müssen interne Kompensationszahlungen geleistet werden. Der monetäre Überschuss wird für Massnahmen im Bereich der Nachhaltigkeit eingesetzt. So wurden z.B. anfangs Juli 2023 25 Elektroladestationen am Standort Weggis installiert. Mitarbeitende mit einem Elektroauto können so kostenlos ihr Fahrzeug laden und profitieren von einem reservierten Parkplatz. Die Reaktionen waren sehr positiv. Nach der Installation der Ladestationen haben die Mitarbeitenden vermehrt Elektroautos gekauft. Derzeit werden weitere Bereiche evaluiert, in denen Kompensationszahlungen für klimafreundlichere Lösungen bezahlt werden könnten.
Kreislaufwirtschaft birgt Potenzial
Thermoplan hat bereits viele Massnahmen umgesetzt. Mit einem Softwareupdate konnte z.B. der Stromverbrauch der Maschinen verringert werden und dank der vielen Schweizer Lieferanten wurden die Fahrten zum Firmenstandort in Weggis reduziert und teilweise auf die Bahn verlagert. Dabei setzt das Unternehmen, wenn möglich, auf sogenannte Pendelverpackungen, also Mehrwegverpackungen aus Holz oder Kunststoff, um Abfall zu vermeiden. «Wir haben noch weitere Möglichkeiten, um unsere Emissionen weiter zu reduzieren», ordnet Trachsel ein. «Grosses Potenzial bietet die Kreislaufwirtschaft.» Die Kaffeemaschinen von Thermoplan sind zwar bereits seit Jahren modular aufgebaut und damit einfach zu warten. Das Unternehmen bietet alle Komponenten als Ersatzteile an und garantiert damit eine hohe Lebensdauer. Doch eine konsequente Kreislaufwirtschaft würde eine Änderung des Geschäftsmodells bedeuten. «Solche Möglichkeiten evaluieren wir derzeit mit unseren Vertriebspartnern», so Trachsel. Einige haben ihr Geschäftsmodell bereits verändert und vermieten oder verleasen die Maschinen, anstatt sie zu verkaufen.
Mehr Informationen zum Thema
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Hier finden Sie zudem eine Liste mit Beratungsunternehmen für Klimabilanzen und Massnahmenpläne.
Über Thermoplan
Die Thermoplan AG entwickelt und produziert Kaffeevollautomaten für den professionellen Gebrauch, sei es für die Gastronomie oder andere Gewerbe. Das Familienunternehmen beschäftigt am Hauptsitz in Weggis, Luzern, über 500 Mitarbeitende und beliefert Kunden in über 80 Ländern mit über 200 zertifizierten Vertriebs- und Servicepartnern weltweit. Ihre Ziele zur Reduktion der Emissionen hat das Unternehmen 2022 von SBTi anerkennen lassen.