Wie geht es der Zuliefererbranche aktuell?
Eric von Ballmoos: Den meisten Betrieben geht es gut oder sogar sehr gut. Nach einem schlechten Geschäftsjahr 2020 ist die Nachfrage wider Erwarten schnell und stark angestiegen. In diversen Bereichen boomt es so sehr, dass es Unternehmen gibt, die sogar Mühe haben, die Kunden so zu beliefern, wie man das eigentlich möchte und sollte.
Was sind denn die Stärken der Schweizer KMU?
Sie sind unglaublich flexibel und anpassungsfähig. Ich stelle bei den Unternehmen immer wieder eine hohe Leistungsbereitschaft fest und den Willen, nach innovativen Lösungen für den Kunden zu suchen und diese auch zu ermöglichen.
Da hört man auch eine gewisse Begeisterung raus für die Branche?
Ja, ich war immer ein Kämpfer für die KMU. Ich fühle mich sehr wohl in dieser Welt, in der ich mich beruflich von der Berufslehre als Giessereitechnologe bis hin zum CEO entwickelt habe.
Auf der anderen Seite ist es mir aber auch ein grosses Anliegen, die Bedeutung von KMUs zu unterstreichen. Die kleinen und mittleren Unternehmen prägen die Wirtschaftslandschaft der Schweiz, sie tragen zum Wohlstand bei und sichern Arbeitsplätze. Es ist mir wichtig, dass dies gesehen und anerkannt wird ein. Dafür setze ich ein, auch in meiner Funktion als Präsident der ZMIS.
Wo orten Sie Chancen oder Potenzial fĂĽr die Zulieferer?
Ich pflege sehr intensiv Netzwerke und in diesem Zusammenhang versuche ich auch, die Firmen dazu zu bewegen, verstärkt zusammenzuarbeiten. Dies eröffnet die Möglichkeit, zum Nutzen des Endkunden ganzheitliche Lösungen hinsichtlich Produkte und Dienstleistungen zu erbringen, gewissermassen «alles aus einer Hand» anzubieten. Das bedingt jedoch teilweise ein Umdenken bei den Unternehmen, eine offene Haltung und gegenseitiges Vertrauen.
Und was sind die Herausforderungen?
Der Fachkräftemangel ist ein Dauerläufer und hier wird sich die Situation noch verschärfen, weil die geburtenstarken Jahrgänge in den nächsten Jahren in Rente gehen.
Die Globalisierung wiederum setzt Schweizer Zulieferer unter Konkurrenzdruck. Die Pandemie hat nun aber auch die Risiken der internationalen Abhängigkeiten vor Augen geführt. Tatsächlich haben Kunden im letzten Jahr bei uns angeklopft, weil ihre Lieferketten nicht mehr funktioniert haben. Es wäre für uns natürlich wünschenswert, wenn diese Entwicklung einen nachhaltigen Effekt hätte und die Kunden wieder vermehrt regionaler denken.
Eine aktuelle Herausforderung ist die Verfügbarkeit von Rohstoffen. Nur ein Beispiel: Magnesium, welches für die Aluminiumproduktion und in unserem Fall für die Sphärogussbehandlung eingesetzt wird, wird zu 80% in China hergestellt. Nun wurde dort aus Energiemangel die Produktion eingestellt. Es steht also die Möglichkeit im Raum, dass wir trotz voller Auftragsbücher die Arbeit einstellen müssen, weil uns die Rohstoffe fehlen.
Wo kann Swissmem als Verband die Unternehmen unterstĂĽtzen?
Sicher in der Politik, wenn es darum geht, die Anliegen gerade auch der KMU zu vertreten. Die Energiepolitik ist aus meiner Sicht ein wichtiges Thema. Aber Swissmem kann auch viel im Bereich Ausbildung und Nachwuchs bewirken, um zukĂĽnftige Berufsleute fĂĽr die Industrie zu begeistern. Und der Verband ist fĂĽr die Unternehmen auch eine wichtige Plattform zur Pflege von Netzwerken.
Wie blicken Sie in die Zukunft?
Ich bin ĂĽberzeugt, dass die Schweizer Zulieferer gut aufgestellt sind, um die Herausforderungen erfolgreich zu meistern.
Zu Person und Unternehmen
Eric von Ballmoos ist CEO der Benninger Guss AG, welche innovative Gussbauteile nach individuellen Kundenwünschen anfertigt. Das Unternehmen engagiert stark in der Berufsbildung und bietet mit seinem Quereinsteigerkonzept auch gestandenen Berufsleuten den begleiteten Einstieg in die Branche. Eric von Ballmoost ist Präsident der ZMIS – Interessengemeinschaft der Zulieferer der MEM-Industrie Schweiz.
www.benningerguss.ch
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