Die Berufsbildung ist ein zentraler Faktor fĂŒr die WettbewerbsfĂ€higkeit der Schweizer Industrie. Nur gut ausgebildete FachkrĂ€fte können die Chancen, welche der technologische Wandel bietet, gewinnbringend nutzen und die Zukunft aktiv mitgestalten.
Dieses Bewusstsein ist in der MEM-Branche traditionell stark verankert. Entsprechend gross war das Interesse an der ersten nationalen Informationsveranstaltung, welche einige Kernpunkte zur bevorstehenden Berufsreform aufzeigte.
Rund 200 Personen aus der Welt der Berufsbildung fanden sich Ende November an der gewerblich-industriellen Berufsfachschule in Solothurn ein, um einerseits ein gemeinsames VerstÀndnis zu erlangen, wie das Projekt gemeinsam angepackt werden soll, und andererseits um offene Fragen zu klÀren.
In einem ersten Teil der Veranstaltung informierten die Projektverantwortlichen Arthur GlĂ€ttli, Swissmem, und Roland Stoll, Swissmechanic, ĂŒber die Ziele, die Organisation und den Ablauf der Reform. Die Veranstaltung wurde durch den Projektleiter Jörg Aebischer, eduxept, moderiert. PrĂ€sentation (PDF)
Mit vereinten KrĂ€ften soll gemĂ€ss Projektvision die ganze Branche darauf hinarbeiten, dass die Schweizer MEM-Industrie national und global wettbewerbsfĂ€hig bleibt und die Unternehmen auch in Zukunft genĂŒgend Lernende mit den passenden Qualifikationen ausbilden.
Konkrete quantitative Zielsetzungen der Reform sind:
- 18â000 LehrverhĂ€ltnisse (Niveau 2009)
- Ausbildungsquote von mindestens 6 % im Branchendurchschnitt (Niveau 2014)
- Doppelt so hohe Frauenquote ĂŒber alle Grundausbildungen
Qualitativ stehend die folgenden Ziele im Vordergrund:
- Anpassung der Ausbildungen an die sich wandelnden:
Technologische Entwicklungen
(neue Fertigungsverfahren, Robotik, Vernetzung der Produktionsprozesse, Miniaturisierung etc.)
Wirtschaftliche Entwicklungen
(StrukturverÀnderungen, Internationalisierung, MobilitÀt etc.)
ArbeitsmarktlicheVerÀnderungen
(Immigration, Umschulung, Erwachsenenlehre etc.)
Gesellschaftliche VerÀnderungen
(Demographie, Akademisierung, Arbeitsmodelle, Nachfrage der MEMâBerufe, Lernverhalten etc.)
- Verbesserung der AnschlussfÀhigkeit an die höhere Berufsbildung
- Förderung der AttraktivitÀt und des Image
- Verbesserter Zugang von Jugendlichen und von MĂ€dchen
- Verbesserte Kooperation zwischen den drei Lernorten
Vorticket verabschiedet
Neben der Projektorganisation bildeten auch die Resultate der aktuellen Arbeitsmarkttrends und der Bildungsanalyse (Zukunftsanalyse) sowie die Berufsfeldanalyse einen umfassenden Teil der PrĂ€sentation. Diese Studien bilden eine wichtige Basis fĂŒr die Reform und sind eine Voraussetzung fĂŒr das Vorticket, welches das Staatssekretariat fĂŒr Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) voraussichtlich Anfang 2020 genehmigen wird.
Die ProjekttrÀger gehen davon aus, dass das Vorticket Anfang 2020 vom Bund genehmigt wird. Unmittelbar nach der Freigabe werden die verschiedenen Arbeitsgruppen des Projekts konstituiert und beauftragt werden.
Eine Chance fĂŒr die Industrie
Die Paneldiskussion, welche den zweiten Teil der Veranstaltung bildete, zeigte deutlich auf, dass die verschiedenen Verbundpartner motiviert sind, die Reform gemeinsam anzupacken und alle Partner einzubeziehen. Neben Arthur GlÀttli und Roland Stoll von den TrÀgerverbÀnden brachten Markus Mosimann, Leiter Berufsbildung Bobst, Hansrudolf Graf, Berufsgruppenleiter bei der Berufsfachschule Langenthal, und Thomas Roeskens, Leiter Kurszentrum Swissmechanic Zentralschweiz, und ihre spezifischen Sichtweisen ein.
Verdeutlicht wurde wÀhrend der Diskussion, dass, je nach Blickwinkel, verschiedenste Erwartungen an die Reform gestellt werden.
Auch wenn die Berufsfeldanalyse bereits einen Trend zur Modularisierung und Flexibilisierung aufgezeigt hat, so ist derzeit noch nicht definiert, in welcher Art dies realisiert werden soll. GegenwĂ€rtig ist das Projektteam zusammen mit Bildungsspezialisten daran, Modifikationen des bestehenden Ausbildungsmodells auszuarbeiten und zu ĂŒberlegen, wie die bereits jetzt aus verschiedenen Ausbildungseinheiten (Kompetenzen der Basis- und Schwerpunktausbildungen) bestehende Grundbildung noch etwas flexibler und gegebenenfalls in modularer Form weiterentwickelt werden kann.
ZusÀtzliche Umfrage bei den Verbundpartnern
Wichtigste Rahmenbedingungen sind die BedĂŒrfnisse und Möglichkeiten der ausbildenden Betriebe aller Grössen, fĂŒr welche der Hauptnutzen der Reform generiert werden soll. Die Reform muss aber auch fĂŒr alle andern Bildungspartnern wie ĂK- und Ausbildungszentren sowie Berufsfachschulen Nutzen bringen und umsetzbar sein.
Um dies sicherzustellen, ist im 1. Quartal 2020 eine breit angelegte Umfrage bei allen Bildungspartnern geplant, bei welcher einerseits VorschlĂ€ge fĂŒr die Weiterentwicklung des Ausbildungsmodells vernehmlasst werden und gleichzeitig von den Betrieben die fĂŒr die Zukunft benötigten Kompetenzen ihrer FachkrĂ€fte detailliert abgefragt werden.
Wie alle Parteien bekrĂ€ftigten, soll die Berufsbildung der MEM-Branche an die aktuellen Anforderungen der Betriebe herangefĂŒhrt werden und kooperativ nach Lösungen gesucht werden. Die nötige Offenheit und gemeinsame Arbeitskultur sind auf jeden Fall schon vorhanden, wie der Infoanlass gezeigt hat.
Weitere Veranstaltungen geplant
Die nÀchsten Veranstaltungen finden an folgenden Daten statt:
- 14. Mai 2020 16:15-18:30 Uhr
- 19. November 2020 16:15-18:30 Uhr
Allgemeine Informationen zur Reform:
â