Was war für Sie der Treiber, das Thema «Unified Namespace» anzugehen?
Ottmar Müller: Das war vor allem die Notwendigkeit, eine einheitliche und standardisierte Datenbasis zu schaffen. Dies war besonders wichtig, um die Integration von Daten aus verschiedenen Quellen wie Sensoren und Steuerungssystemen zu ermöglichen und eine konsistente Datenstruktur zu gewährleisten. UNS bietet eine standardisierte Methode zur Organisation von Daten und verhindert Konflikte bei der Benennung von Datenpunkten.
Es gibt mehrere Treiber, um auf «Unified Namespaces» zu setzen:
- Die Vereinheitlichung der Datensources ist entscheidend, da auch in modernen Fertigungen verschiedenes Equipment verwendet wird, das Daten in unterschiedlichen Formaten und Bezeichnungen liefert.
- Dasselbe gilt für Software-Systeme, die Daten nicht immer in der gewünschten Formatierung liefern.
Ein logischer UNS-Baum kann sehr einfach skaliert werden. Die Nutzung der Daten wird durch die Verknüpfung erheblich vereinfacht, und es ist nur konsequent, «Low Code»-Tools mit einer einfach verständlichen UNS-Datenstruktur zu versorgen. Dadurch wird auch die Wartung der Datenstrukturen viel einfacher, was weniger Zeitaufwand und Kosten bedeutet und die ohnehin kritischen Ressourcen schont.
Was haben Sie am Ende erreicht?
Am Ende des Projekts haben wir eine umfassende Lösung implementiert, die UNS und MQTT kombiniert, um eine nahtlose Integration und Kommunikation zwischen verschiedenen industriellen Anwendungen zu ermöglichen.
Können Sie hier ein konkretes Beispiel nennen, wie UNS zu einer echten Verbesserung in Ihrer Produktion geführt hat?
Das ist zum Beispiel die Implementierung eines Minimal Viable Products (MVP) für die Berechnung der Gesamtanlageneffektivität (OEE) und dessen Skalierung auf global über 100 Maschinen. Durch die Nutzung von UNS konnten wir auch nicht automatisierte Informationen, wie z.B. Auftragsnummern effizient erfassen und in die Datenarchitektur einbinden. Dies hat zu einer signifikanten Verbesserung der Transparenz und einfacheren Auswertbarkeit unserer Produktionsprozesse geführt.
Zusammen mit Octotronic haben wir eine UNS-basierte Smart Factory Architecture aufgebaut, die uns erstmalig eine einfache Skalierung über drei globale Werke ermöglicht hat. Wir können als verteiltes globales Team an der gleichen Architektur weiterarbeiten, und jeder profitiert von den abgestimmten Entwicklungen der anderen. Wir haben mit der Architektur im Bereich des Machining-Equipments gestartet und bedienen die Reporting-Systeme mit Daten von verschiedenen Anlagen-Herstellern. Weitere Arbeitsplätze, auch ausserhalb des Machining-Bereichs, können sehr einfach und mit wenig Zusatzaufwand in die bestehende UNS-Struktur eingefügt oder erweitert werden.
Was war die grösste Herausforderung? Was hat Sie vielleicht überrascht?
Die grösste Herausforderung bestand darin, die verschiedenen Datenquellen zu integrieren und sicherzustellen, dass die Daten konsistent und zuverlässig sind. Eine überraschende Erkenntnis war, wie unterschiedlich die Perspektiven der Beteiligten auf die «richtige Konfiguration» und das Management der UNS-Instanzen waren. Gleichzeitig war dies ein sehr wichtiger Lernprozess für uns alle, um insbesondere die IT- und OT-Beteiligten zu einer gemeinsamen Sprache zu bringen und die Anforderungen des jeweils anderen besser zu verstehen.
Was würden Sie aus heutiger Sicht allenfalls anders machen?
Rückblickend hätten wir noch früher Unternehmen kennenlernen sollen, die ähnliche Fragestellungen haben und den Weg schon gegangen sind. Das hätte uns sicher die eine oder andere Schleife erspart. Wichtig ist und bleibt, dass wir gestartet sind und offen für das Dazulernen sind.
Warum sollten Unternehmen gerade jetzt in ein einheitliches Datenfundament investieren?
Ein einheitliches Datenfundament bildet die Grundlage für datengetriebene Entscheidungen und Optimierungen. Es ermöglicht Unternehmen, Daten aus verschiedenen Quellen zu integrieren, zu analysieren und zu nutzen, um die Effizienz zu steigern und Wettbewerbsvorteile zu erzielen.
... Und nicht zuletzt: Die rapide steigende «Datenflut» braucht eine Ordnungsstruktur, um nutzbar zu sein.
Gibt es Erkenntnisse aus Ihrer Erfahrung, die Sie anderen Unternehmen mitgeben möchten?
Eine wichtige Erkenntnis war, dass die Einführung eines Unified Namespace nicht nur eine technische, sondern auch eine organisatorische Herausforderung darstellt. Es ist entscheidend, alle Beteiligten frühzeitig einzubeziehen und sicherzustellen, dass die Anforderungen an die neue Systematik und Prozesse gut verstanden, gemeinsam entwickelt und akzeptiert werden.
Zwei Kernsätze, die ich anderen Unternehmen gerne mit auf den Weg geben möchte:
- Ein einheitliches Datenfundament ist die Basis und damit der Schlüssel zur erfolgreichen digitalen Transformation und zur Nutzung des vollen Potenzials Ihrer Daten.
- Es ist nie zu früh, mit der Datenarchitektur anzufangen.
Was das bedeutet: Auch die Entwicklung einer Datenarchitektur braucht Zeit, um Erfahrungen zu sammeln, wie sie für das eigene Unternehmen gestaltet werden soll. Wenn man mit einem ersten Gerüst (MVP) startet und sich nicht gleich zu sehr in Details vergräbt, sondern ein Gerüst aufbaut, kann man zügig Erfahrungen sammeln, bleibt flexibel für notwendige Anpassungen und hat frühe Erfolge. Komplizierter wird es dann von ganz alleine, auch wenn man es einfach hält; es liegt in der Natur der Sache, dass eine einheitliche Datenarchitektur attraktiv für andere Disziplinen ist.
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Ob Sie bereits Erfahrung mit Datenarchitekturen haben, mitten in der Umsetzung stecken oder erst am Anfang stehen – dieses Seminar vermittelt Ihnen konkrete Methoden und Best Practices zur Umsetzung einer effizienten, interoperablen und zukunftssicheren Datenarchitektur.
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