Wie ist es dazu gekommen, dass Sie das Thema Digitalisierung zusammen mit Industrie 2025 angegangen sind?
Jürgen Gabrielli: Die Pandemie-Zeit hat eine Zunahme von digitalen Aktivitäten im Marketingbereich zur Folge gehabt und dies wiederum hat uns bestärkt, uns intensiver mit dem Thema Digitalisierung auseinanderzusetzen. Aus der Überzeugung heraus, dass wir Werkzeugexperten, aber nicht unbedingt Digitalisierungsexperten sind, haben wir uns überlegt, wer uns mit einschlägigem Wissen unterstützen kann. Über den Swissmem-Newsletter wussten wir, dass es bei Industrie 2025 die unkomplizierte Möglichkeit für einen eintägigen Workshop gibt, um mit Experten abzustecken, wo das eigene Unternehmen hinsichtlich der Digitalisierung steht und welche allfälligen Stossrichtungen weiterverfolgt werden könnten.
Dieser Workshop hat im letzten Dezember stattgefunden und war gewissermassen die Initialzündung. Wir haben in zwei Gruppen die Themen «Smart Products» und «Smart Factory» vertieft analysiert und konnten dabei Erkenntnisse festigen, die uns den Weg aufzeigten.
Industrie 2025 bietet in Zusammenarbeit mit ihren Partnern verschiedene Workshops an. Sie sind gute Instrumente, um in kurzer Zeit und im Konsens konkrete Schritte zu definieren. Durch externe Unterstützung kann zusätzliches Wissen einfliessen und der Status quo kritisch hinterfragt werden. Auskünfte erteilt Philip Hauri, Geschäftsführer Industrie 2025.
Wie ging es dann weiter?
Im Januar und Februar dieses Jahres hatten wir nachgelagert nochmals einige Online-Meetings mit Industrie 2025 in verschiedener personeller Zusammensetzung, um nachzufragen, zu vertiefen und weitere Schritte zu definieren.
Es war klar, für die Entwicklung einer eigentlichen Digitalstrategie brauchen wir weitere Unterstützung, und deshalb haben wir uns für eine Zusammenarbeit mit der AWK Group entschieden, einer Partnerin von Industrie 2025. Da haben wir gewissermassen auch einen kurzen Abstecher ins Kulinarische gemacht, als die Frage an uns gestellt wurde: Wie verspeist man ein Mammut? Und wir die Antwort erhielten: Indem man ihn in Stücke schneidet. Genau das haben wir bei der Erarbeitung der Digitalstrategie getan und es ist uns gelungen, diese Aufgabe in einem kompakten Zeitraum von gerade mal etwas mehr als acht Wochen zu bewältigen. Dies ist vor allem der strukturierten und fokussierten Vorgehensweise auf Seiten der externen Experten von Industrie 2025 zu verdanken, mit der sie uns zielsicher durch diesen Prozess geführt haben.
Ende Juni haben wir den Schlussbericht erhalten, diesen dem Verwaltungsrat vorgestellt und grünes Licht erhalten. Die Digitalstrategie wurde in die Gesamtstrategie Oertli 2025 aufgenommen, welche sich gerade in der finalen Phase befindet und nach den Ferien verabschiedet wird.
Die Digitalstrategie ist «aufs Papier» gebracht – und jetzt?
Wir haben ein agiles Vorgehen gewählt. Konkret geplant sind die Schritte für die nächsten sechs bis zwölf Monate und mittelfristig auch diejenigen bis 18 Monate. Aber natürlich gibt es einen ganzen Strauss an weiteren Ideen darüber hinaus.
Für die aktuelle Phase sind die Teilprojektleiter bestimmt. Sie haben zusammen mit ihren Teams den Auftrag, die Einzelprojekte im Detail auszuarbeiten, damit wir sie ab Herbst und in die Planung aufnehmen können – sowohl in finanzieller als auch personeller Hinsicht.
Nicht vernachlässigt werden darf auch, dass Digitalisierung mit einem Change Management zusammengeht. Die Herausforderungen liegen dabei weniger im technischen Bereich. Aber neue Formen der Zusammenarbeit wie beispielsweise Hybrid Sales oder der internen Kollaboration über Gruppengrenzen hinweg verlangen von den Mitarbeitenden einiges an Flexibilität und Anpassungsfähigkeit ab.
Zum Unternehmen:
Die OERTLI Werkezuge AG stellt mit modernster Werkzeugtechnologie, Engineering-Kompetenz und der Expertise für die jeweiligen Holzbearbeitungsbereiche hochwertige Systemwerkzeuge für die industrielle Massivholzbearbeitung her. www.oertli.com