Quelle: Switzerland Global Enterprise
Autorin: Angela Di Rosa
Hauptaspekte des Freihandelsabkommens
Das Abkommen schafft bessere Bedingungen für den bilateralen Handel mit Waren und Dienstleistungen und enthält Bestimmungen zu Investitionen, geistigen Eigentumsrechten, Wettbewerb, öffentlichen Beschaffungen, Zusammenarbeit und nachhaltiger Entwicklung. Das FHA soll Rechtssicherheit und ein stabiles Handelsumfeld für Schweizer Unternehmen schaffen, die in Thailand tätig sind.
Neben Zollerleichterungen enthält das Freihandelsabkommen Regelungen zur Unterstützung kleiner und mittlerer Unternehmen, indem über eine spezielle Online-Plattform Zugang zu Informationen darüber gewährt wird, wie das Abkommen wirksam genutzt werden kann. Es verbessert den Marktzugang in Sektoren wie Unternehmensdienstleistungen, Telekommunikation, Umweltdienstleistungen, Finanzdienstleistungen und Verkehr.
Besonders hervorzuheben ist auch das Potenzial fĂĽr Schweizer Tech-Unternehmen, die mit dem Freihandelsrahmen leichteren Zugang zu aufstrebenden Hochtechnologiezonen wie dem Eastern Economic Corridor (EEC) erhalten.
Der EEC fördert gezielt Industrien wie Automobilproduktion, Elektronik, Medizintechnik und erneuerbare Technologien – alles Bereiche, in denen Schweizer Unternehmen über international gefragte Kompetenzen verfügen. Automatisierung, Robotik, Präzisionsmaschinen, Umwelttechnik und digitale Steuerungssysteme «Made in Switzerland» passen ideal zur Ausrichtung der thailändischen Industriepolitik.
Schutz von geistigem Eigentum
Das Freihandelsabkommen enthält Bestimmungen zum Schutz von Immaterialgüterrechten, die mit internationalen Standards im Einklang stehen und in bestimmten Bereichen zusätzliche Garantien bieten. Wichtige Aspekte sind:
- Patentschutz: Gewährleistung der diskriminierungsfreien Behandlung von in der Schweiz patentierten Produkten und Abschaffung bestehender Anforderungen an die lokale Herstellung für die Gewährung von Patentvorteilen.
- Patenterteilungsverfahren: Einführung von Massnahmen zur Straffung von Patenterteilungsverfahren und Verringerung von Verzögerungen.
- Schutz von Testdaten: Angleichung an die TRIPS-Regeln der WTO und Einbezug kĂĽnftiger ĂśberprĂĽfungsmechanismen.
- Marken- und Swissness-Schutz: Notwendigkeit einer Schweizer Bewilligung fĂĽr Marken mit Schweizer Hoheitszeichen vor der Registrierung in Thailand.
Wettbewerbsvorteil fĂĽr EFTA-Unternehmen
Mit diesem Abkommen sind die EFTA-Länder die ersten in Europa, die ein Rahmenwerk für den Handel mit Thailand schaffen, was ihnen einen erheblichen Vorteil gegenüber Drittanbietern verschafft. Adrian Vogel, Bereichsleiter Industriesektoren bei Swissmem, erwartet ein wachsendes Interesse am thailändischen Markt aufgrund der Erfahrungen mit anderen Schweizer und EFTA-Freihandelsabkommen. Insbesondere im Bereich Hightech und Industrie 4.0 eröffnen sich durch das Abkommen attraktive Chancen für technologische Zusammenarbeit und Markteintritte von Firmen der Schweizer Maschinen- und Elektroindustrie in Südostasien.
Das Potenzial des thailändischen Marktes
Als zweitgrösste Volkswirtschaft in Südostasien spielt Thailand eine wichtige Rolle im regionalen Handel. Im Jahr 2023 betrug das BIP des Landes rund 515 Milliarden US-Dollar. Seine Position innerhalb der ASEAN macht Thailand zu einem strategischen Lieferkettenstandort, insbesondere in der Automobil-, Elektronik- und Fertigungsbranche. Der EEC als Innovationsstandort verstärkt diese Rolle zusätzlich und bietet Schweizer Unternehmen der Tech-Industrie langfristige Wachstumschancen – insbesondere bei regionalen Investitionen in Smart Manufacturing und Umwelttechnologien.
Der bilaterale Handel zwischen der Schweiz und Thailand erreichte 2023 7,4 Milliarden Franken. Ohne Gold beliefen sich die Schweizer Exporte auf knapp 1 Milliarde Schweizer Franken. Zu den Schlüsselbranchen gehörten unter anderem:
- Uhren (33,7 %)
- Pharma (20,9 %)
- Elektromaschinen (11,6 %)
Thailand bietet Schweizer Unternehmen interessante Chancen, insbesondere bezĂĽglich moderner Fertigungsstandorte und nachhaltiger Industrien.
Zollsenkungen im Rahmen des Freihandelsabkommens
Das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) hat abgeschätzt, welches Einsparpotenzial das Abkommen Schweizer Unternehmen pro Produktgruppe nach der vollständigen Umsetzung bietet. Die voraussichtlichen Einsparungen umfassen:
- CHF 20 Mio. in der Uhrenindustrie
- CHF 7 Mio. bei Elektromaschinen
- je CHF 6 Mio. fĂĽr Pharma und RĂĽstungsgĂĽter
- CHF 3 Mio. fĂĽr Eisen-/Stahlartikel
- CHF 2 Mio. fĂĽr Maschinen
Umsetzungszeitplan
Sollten die weiteren politischen Prozesse sowohl in Thailand als auch in der Schweiz wie geplant verlaufen, wird das FHA voraussichtlich am 1. Januar 2027 in Kraft treten.
Webinar von Switzerland Global Enterprise
WeiterfĂĽhrende Informationen
Ausführlichere Informationen zu allen vom Freihandelsabkommen abgedeckten Bereichen, eine Übersicht über mögliche Einsparungen sowie Geschäftschancen im thailändischen Markt bietet Ihnen die Aufzeichnung eines Webinars von Switzerland Global Enterprise
Inhaltsverzeichnis zum Webinar
0:00:13 BegrĂĽssung und EinfĂĽhrung durch Luca Degiovannini, Regional Director APAC + Southern Switzerland, Switzerland Global Enterprise
0:03:44 Videobotschaft Bundesrat Guy Parmelin
0:06:20 Botschaft von Helene Budliger Artieda, Staatssekretärin für Wirtschaft (SECO)
0:21:03 Botschaft von S.E. Pedro Zwahlen, Botschafter der Schweiz in Thailand, Kambodscha und Laos
0:36:13 Präsentation: FHA EFTA-Thailand: Warenhandel von Gabriel Spaeti, Leiter des Ressorts Internationaler Warenverkehr, Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO)
0:54:00 Podiumsdiskussion mit Marcel Gabriel, Verkaufsleiter Mikron Machining, Remo Ferretti, CEO Enerproject und Adrian Vogel, Bereichsleiter Industriesektoren Swissmem
1:04:10 Q&A