Nach intensiven und langjährigen Verhandlungen konnte am vergangenen Sonntag das Freihandelsabkommen mit Indien unterzeichnet werden.
Es hebt für über 95 Prozent der Industrieprodukte die Zölle auf oder reduziert sie erheblich. Heute betragen die indischen Importzölle bis zu 22 Prozent. Insbesondere für Schweizer Hersteller in den Bereichen Werkzeugmaschinen, elektrotechnische Anlagen und Präzisionsinstrumente bietet dies einen erheblichen Vorteil.
Das Freihandelsabkommen könnte für die Schweiz zum «Game-Changer» im wichtigen Zukunftsmarkt Indien werden, denn:
- es handelt sich um einen riesigen Binnenmarkt mit 1,4 Milliarden Menschen.
- der aufstrebende Fertigungshub könnte im Zuge der geopolitischen Spannungen zusätzlich an Bedeutung gewinnen.
- er bietet ein grosses Reservoir gut ausgebildeter Fachkräfte für Produktion oder gar Entwicklung vor Ort.
Für die Tech-Industrie ist Indien bereits heute ein wichtiger Handelspartner. Zwar wirkt der Gesamtanteil an den Exporten mit 1.5 Prozent noch bescheiden. Doch der Markt wächst wie kein anderer: Das Exportvolumen ist zwischen 2020 und 2023 kumuliert um 60 Prozent angestiegen. Im schwierigen letzten Jahr um 8 Prozent, womit erstmals Industriegüter im Wert von einer Milliarde Franken nach Indien exportiert werden konnten.
Diese Dynamik wird sich nach allen Erfahrungen mit bisherigen Freihandelsabkommen nun beschleunigen. Sie schieben zunächst die Exporte an. Danach folgt der Aufbau von lokalen Aktivitäten, denn das Abkommen soll auch Investitionen vor Ort fördern.
Indien kann darauf zählen, dass mit guten Rahmenbedingungen Schweizer Investitionen vor Ort stark zunehmen und damit gut bezahlte Jobs kreiert werden. Damit schafft das Freihandelsabkommen eine Win-Win-Win-Situation:
- Es ermöglicht Arbeitsplätze und Wohlstand in beiden Ländern.
- Die indische Industrie kann dank Schweizer Technologie anspruchsvollere Produkte wettbewerbsfähiger produzieren.
- Die innovativen Produkte der Schweizer Tech-Industrie bringen Kreislaufwirtschaft und Energieeffizienz in Indien und weltweit voran.
Der nun vorliegende Vertrag muss noch durch das Schweizer Parlament ratifiziert werden, was spätestens 2025 erfolgen dürfte. Offen bleibt dann noch ein mögliches Referendum.