Auf den ersten Blick geht es bei Abstimmung zu den Nationalstrassen (24. Nov.) um Autoverkehr vs. Klimaschutz. Wie sehen Sie das als CEO eines KMU?
Natürlich ist der Klimaschutz wichtig, das bestreitet niemand. Wir versuchen wo möglich den Ausstoss zu minimieren. Aber auch wichtig ist, dass wir – und alle anderen produzierenden Betriebe – bei unserer Arbeit nicht durch verstopfte Strassen behindert sind. Schliesslich müssen die Kosten für den Klimaschutz getragen werden können, dafür braucht es eine profitable Wirtschaft. Zudem brauchen wir für die E-Mobilität ebenfalls Strassen.
87% der Verkehrsüberlastung auf den Nationalstrassen sind auf Verkehrsüberlastung zurückzuführen. Könnten Sie nicht einfach auf Randstunden oder in die Nacht ausweichen?
Nein, natürlich nicht. Das würde eine ganz andere und viel teurere Logistik bedingen. Und wäre mit dem Arbeitsgesetz auch schwierig zu vereinbaren. Wir produzieren in einer Randregion, im glarnerischen Netstal. Hier haben wir rund 140 Arbeitsplätze.
Unsere Kunden aber sind nicht in der unmittelbaren Nachbarschaft, sondern in der ganzen Schweiz und im Ausland verteilt. Funktionierende Nationalstrassen sind fĂĽr unsere Aus-, aber auch fĂĽr unsere Zulieferung, essenziell.
Mehr Strassen bedeuten mehr Verkehr, lautet das zweite, wichtige Argument der Gegner.
Seit 2000 hat der Landverkehr in der Schweiz um 20% zugenommen, also auch auf der Schiene. Seither ist die Schweiz aber auch um 1.5 Millionen auf jetzt 8'730'000 Menschen gewachsen, das ist exakt eine Zunahme um 20%! Die Nationalstrassen werden also nicht ausgebaut, sondern sollen mit der ganzen Entwicklung im Land einfach mithalten. Kommt dazu: Das heutige Nationalstrassennetz wurde für sechs Millionen Einwohner konzipiert, nicht für 8'730’000.
Mehr Strassen gleich mehr Verkehr – das Argument zieht bei Ihnen also nicht?
Wir haben das Mehr an Verkehr ja bereits! Mehr Menschen bedeuten mehr Verkehr, mehr Austausch bedeutet mehr Verkehr, mehr Handel bedeutet mehr Verkehr – und das bedeutet auch: Mehr Steuereinnahmen, mehr Leistungen für die Allgemeinheit.
Rund fĂĽnf Milliarden Franken soll die Anpassung der Nationalstrassen kosten. FĂĽr sechs Abschnitte. Sehr viel Geld.
Wir haben 48'000 Staustunden auf den Nationalstrassen. Das ist vernichtetes Volksvermögen. Und die Fahrzeuge stecken mit jedem Jahr noch länger fest, das hat der TCS kürzlich aufgezeigt. Auf den sechs Abschnitten hat die Stauzeit allein in den letzten Jahren um 25% zugenommen. Pardon, aber wenn man dieses Geld jetzt nicht investiert, wird der Schaden noch viel grösser sein – wenn er es nicht schon heute ist.
Der VCS, der das Referendum gegen die Anpassung des Nationstrassen-Netzes ergriffen hat, sagt: «Der Autobahn-Ausbau verursacht mehr Lärm».
Die Fahrzeuge fahren dann, statt dass sie stehen. Aber im Gegensatz zum VCS denke ich an die tausenden Menschen, die nahe bei Autobahnen wohnen und arbeiten: Der Ausweichverkehr, der heute ihre Ortschaften belastet, trägt den Lärm direkt vor ihre Haustüre! Der Lärm soll lieber auf dem angepassten Autobahnnetz bleiben. Man müsste in die Rechnung also noch die Lärm- und weitere externe Kosten mit aufnehmen, welche der Ausweichverkehr verursacht. Auch deshalb ist die Investition von fünf Milliarden Franken gerechtfertigt.
Sauter Bachmann AG produziert in Netstal, im Glarnerland, sozusagen der Wiege der Industrie in der Schweiz. Schon Mitte des 19. Jahrhunderts standen hier Manufakturen. Mittlerweile hat sich das Bild komplett geändert. Weshalb kann Sauter Bachmann AG an diesem Standort für die ganze Welt, selbst für die Raumfahrt, hochpräzise Zahnräder produzieren?
Weil wir im internationalen Vergleich konkurrenzfähig sind! Dank hoher Qualität, Zuverlässigkeit und Geschwindigkeit. Zwar sind unsere Kosten leicht höher als im Ausland, aber noch ist der Kunde bereit, das zu bezahlen. Aber der Preisunterschied darf nicht mehr grösser werden, und deshalb wehren wir uns gegen eine Verschlechterung der Rahmenbedingungen für die Industrie.